Türkei bekommt 44 Eurofighter

Mit einem milliardenschweren Vertrag stellt die Türkei ihre Luftwaffe neu auf und setzt zugleich ein politisches Signal: Ankara erhält 20 neue Eurofighter Typhoon aus Großbritannien sowie 24 weitere gebrauchte Jets aus Katar und Oman. Die Entscheidung zeigt, wie entschlossen die Türkei ihre militärischen Fähigkeiten modernisiert, ihre Rolle innerhalb der NATO stärkt und sich dennoch außenpolitische Unabhängigkeit bewahrt. Für Großbritannien bedeutet der Deal einen industriepolitischen Meilenstein, der Arbeitsplätze sichert und die NATO-Südflanke strategisch stärkt.

Türkei bekommt 44 Eurofighter
Türkei bekommt 44 Eurofighter

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Türkei kauft 20 neue Eurofighter aus britischer Produktion für rund neun Milliarden Euro.
  • Zusätzlich sollen 24 gebrauchte Jets aus Katar und Oman erworben werden.
  • Der Deal stärkt die britische Luftfahrtindustrie und sichert laut London 20.000 Arbeitsplätze.
  • Deutschland blockierte den Export lange – Großbritannien, Spanien und Italien unterstützten ihn.
  • Für Ankara ist der Eurofighter Teil einer mehrgleisigen Strategie zur Modernisierung der Luftwaffe.

Warum erhält die Türkei 44 Eurofighter und welche Bedeutung hat der Deal?

Die Türkei erhält 44 Eurofighter, um ihre alternde F-16-Flotte zu modernisieren und ihre Rolle innerhalb der NATO zu stärken. Der Kauf umfasst 20 neue Jets aus Großbritannien sowie 24 gebrauchte aus Katar und Oman. Der Deal bringt Großbritannien wirtschaftliche Vorteile, stärkt Schlüsseltechnologien und verbessert die Abschreckung der NATO-Südflanke.

Die Eurofighter-Lieferungen im Überblick

Umfang des türkischen Beschaffungsprogramms

Herkunftsland Anzahl der Jets Zustand Bemerkung
Großbritannien 20 neu Bestandteil des 9-Milliarden-Euro-Vertrags
Katar 12 gebraucht Lieferung ab Anfang nächsten Jahres
Oman 12 gebraucht Teil der Gesamtstrategie
Gesamt 44 gemischt Kern der türkischen Luftwaffenmodernisierung
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Briten liefern, Türken fliegen – Ein strategischer Rüstungsdeal

Der Eurofighter-Vertrag markiert eine Richtungsentscheidung für die Türkei und Großbritannien. Ankara möchte seine Luftwaffe modernisieren, da viele F-16 veraltet sind. Daher setzt das Land gleich auf mehrere Wege. Dazu gehören die eigenen Bemühungen um den Kampfjet Kaan, der Kauf ausländischer Jets und das frühere Interesse an der F-35. Der Vertrag über 20 neue Eurofighter zeigt, wie ernst die Türkei eine Übergangslösung nimmt. Gleichzeitig erhält Großbritannien einen wichtigen Rüstungsexport.

Das Land sichert damit Arbeitsplätze und stärkt eine zentrale Industriebranche. Die Lieferung ist auch politisch aufgeladen. Sie zeigt den Einfluss Londons in der NATO und unterstreicht die sicherheitspolitische Bedeutung der Türkei im östlichen Mittelmeer. Damit profitieren beide Seiten – wirtschaftlich, politisch und strategisch.

Warum Großbritannien den Eurofighter-Verkauf forciert

London bezeichnet den Deal als Win-win-Situation. Das Vereinigte Königreich betont, wie wichtig der Export für Arbeitsplätze ist. 20.000 Stellen sollen laut Regierung gesichert werden. Diese liegen unter anderem in Warton, Edinburgh und Bristol. Dort werden Endmontage, Triebwerke und Radarelektronik gefertigt. Der Vertrag wird von Premierminister Keir Starmer als Beispiel für Modernisierungspolitik beschrieben. Zudem stärkt der Verkauf die NATO-Südflanke.

Die Türkei ist geografisch entscheidend für die Verteidigung des östlichen Mittelmeers und den Zugang zum Schwarzen Meer. Der Deal sichert britische Schlüsseltechnologien, die für zukünftige Kampfflugzeuggenerationen wichtig bleiben. So verbindet London wirtschaftliche Ziele mit sicherheitspolitischer Verantwortung. Der Vertrag dient daher auch als Zeichen, dass Großbritannien in der Rüstungsindustrie führend bleibt.

Deutschlands Blockadehaltung und ihre Hintergründe

Deutschland war jahrelang der Hauptgegner eines Eurofighter-Exports in die Türkei. Als Mitentwickler des Jets besitzt Berlin ein Vetorecht. Anfang 2025 stoppte die Bundesregierung den geplanten Verkauf erneut. Grund war die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu. Er galt als aussichtsreicher Herausforderer von Präsident Erdoğan. Ironischerweise kritisierte İmamoğlu selbst das Exportverbot.

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Er erklärte, dass das Wohl des Landes über seiner persönlichen Situation stehe. Zusätzlich spielten Menschenrechtsbedenken eine Rolle. Ankara setzte in den vergangenen Jahren militärische Mittel gegen Nachbarstaaten und im Konflikt mit der PKK ein. Dennoch sahen Italien, Spanien und Großbritannien weniger Probleme im Export. Sie betonten die NATO-Bedeutung der Türkei. Am Ende setzte sich die Position Londons durch, und der Deal wurde unterschrieben.

Warum der Eurofighter für die Türkei nicht erste Wahl war

Die Türkei wollte ursprünglich F-35-Kampfjets kaufen. Das Land war sogar am Produktionsprogramm beteiligt. Doch der Kauf des russischen S-400-Luftabwehrsystems führte zum Ausschluss aus dem F-35-Programm. Dies war ein schwerer Rückschlag für Ankara. Gleichzeitig entstand so ein Modernisierungsdruck auf die türkische Luftwaffe. Daher verfolgt die Türkei drei Wege gleichzeitig.

Erstens bemüht sie sich weiterhin – vor allem politisch – um eine Wiederaufnahme ins F-35-Programm, besonders unter einem möglichen US-Präsidenten Donald Trump. Zweitens entwickelt der türkische Rüstungskonzern TAI mit dem Kaan einen eigenen Jet der fünften Generation. Drittens nutzt Ankara den Eurofighter-Kauf, der lange als Druckmittel gegenüber Washington galt. Nun wird er Realität. Die Frage bleibt, wie praktikabel der gleichzeitige Betrieb mehrerer komplexer Jet-Plattformen ist. Wartung und Integration werden zur Herausforderung.

Eurofighter als außenpolitisches Signal Ankaras

Der Kauf der 44 Eurofighter zeigt, dass Ankara seine Rolle in der NATO stärken will. Gleichzeitig dokumentiert der Schritt außenpolitische Eigenständigkeit. Die Türkei zeigte in den vergangenen Jahren ein wechselhaftes Verhältnis zu westlichen Partnern. Sie unterstützte Aserbaidschan militärisch, griff Ziele in Syrien und im Irak an und äußerte Drohungen gegenüber Israel und Griechenland.

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Dennoch bleibt die Türkei ein unverzichtbarer NATO-Partner. Der Zugang zum Schwarzen Meer und die geografische Schlüsselposition machen das Land sicherheitspolitisch bedeutend. Der Deal sendet daher mehrere Signale. Erstens: Die Türkei will ihre NATO-Integration vertiefen. Zweitens: Sie bleibt rüstungspolitisch flexibel. Drittens: Ankara will Einfluss gegenüber den USA behalten. Somit ist der Eurofighter-Kauf nicht nur ein Waffengeschäft, sondern Ausdruck geopolitischer Strategie.

Ausblick: Integration, Ausbildung und militärische Wirkung

Mit der Vertragsunterzeichnung beginnt die eigentliche Arbeit. Die Türkei muss Piloten ausbilden, technische Infrastruktur schaffen und Wartungsstrukturen entwickeln. Besonders die Integration gebrauchter Jets aus Katar und Oman birgt Herausforderungen. Unterschiedliche Nutzungsprofile, Modernisierungsstände und Ersatzteilpakete müssen abgestimmt werden. Experten gehen davon aus, dass erst in mehreren Jahren eine einsatzfähige Eurofighter-Flotte entsteht.

Für Großbritannien könnte der erfolgreiche Export weitere Auslandsgeschäfte erleichtern. Zugleich stärkt der Deal die Position des Typhoon in internationalen Beschaffungsprogrammen. Für die Türkei wird das Abkommen ein Grundpfeiler ihrer militärischen Zukunft. Es ergänzt die Entwicklung des heimischen Kaan und mögliche F-35-Optionen. Der Erfolg hängt davon ab, wie gut Ankara die komplexen Systeme langfristig betreibt.

Fazit

Der Eurofighter-Deal zwischen Großbritannien und der Türkei ist weit mehr als ein Rüstungsgeschäft. Er verbindet wirtschaftliche Interessen, geopolitische Dynamik und militärische Erneuerung. Während London seine Industrie stärkt und die NATO-Südflanke absichert, gewinnt Ankara moderne Kampfflugzeuge und außenpolitische Spielräume. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie effektiv die Integration der 44 Jets gelingt. Klar ist: Der Deal verändert Machtbalancen und markiert einen strategischen Wendepunkt – für die Türkei, Großbritannien und die Allianz.

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