Schutzweste Mobast: Bundeswehr modernisiert Schutzsysteme

Die Bundeswehr hat mit der jüngsten Großbestellung von 305.000 MOBAST-Schutzwesten einen entscheidenden Schritt in Richtung moderner persönlicher Ausrüstung gemacht. Durch die sicherheitspolitische Lage in Europa wurde der Beschaffungsprozess stark beschleunigt, um Soldatinnen und Soldaten schneller und umfassender zu schützen. Das neue modulare System ersetzt mittel- bis langfristig ältere Schutzwesten und das bekannte Koppeltragegestell 95. Mit zusätzlicher ballistischer Unterwäsche, neuen Taschensätzen und adaptiver Trageausstattung markiert MOBAST den Beginn einer neuen Ausrüstungsära.

Das Wichtigste in Kürze

• 305.000 MOBAST-Schutzwesten wurden beauftragt, statt der ursprünglich geplanten 46.000 bis 2025.
• Hauptgrund ist die sicherheitspolitische Lage nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.
• MOBAST ersetzt alte Schutzwesten und das Koppeltragegestell 95 komplett.
• Das System besteht aus Schutzwesten, Taschensätzen und ballistischer Unterwäsche.
• Mehrere deutsche Hersteller wie Mehler, Lindnerhof, Tasmanian Tiger und Hexonia sind beteiligt.

Was ist das MOBAST-System der Bundeswehr?

MOBAST ist eine modulare ballistische Schutz- und Trageausstattung der Bundeswehr. Sie umfasst ein anpassbares Schutzwestensystem, Taschensätze und ballistische Unterwäsche. Das System ersetzt ältere Schutzwesten und das Koppeltragegestell 95 und bietet verbesserten Schutz gegen Beschuss, Splitter und Stiche.

Beschleunigte Beschaffung durch sicherheitspolitische Lage

Die Beschaffung von 305.000 MOBAST-Schutzwesten wurde stark beschleunigt, weil die internationale Sicherheitslage abrupt komplexer wurde. Die Ausschreibungsunterlagen nennen ausdrücklich den russischen Angriff auf die Ukraine als zentralen Auslöser. Dieser Hinweis zeigt, wie unmittelbar geopolitische Ereignisse die Materialplanung beeinflussen.

Viele Staaten prüfen ihre Ausrüstung, daher war ein Engpass bei Produktionskapazitäten zu erwarten. Die Bundeswehr entschloss sich deswegen zu einer Nachbeschaffung statt eines kompletten neuen Teilnahmewettbewerbs. Die im Tagesbefehl vom 1. März 2022 formulierte Vorgabe, bis 2025 voll ausgestattet zu sein, erhöhte den Zeitdruck zusätzlich. Dadurch wurden Beschaffungsfristen verkürzt und Hersteller frühzeitig gebunden.

MOBAST als Nachfolger des Koppeltragesystems

MOBAST wurde entwickelt, um das bisherige Koppeltragegestell 95 abzulösen. Das alte System gilt als überholt und bietet nur begrenzte Modularität. Das neue Konzept setzt auf flexible, anpassbare Lösungen für unterschiedliche Einsatzarten. MOBAST verbindet Schutzwesten, Taschen und Unterwäsche zu einem vernetzten Gesamtsystem.

Dadurch wird die Lastverteilung optimiert und der Körperkernbereich besser geschützt. Während das Koppeltragesystem den Schwerpunkt auf Tragfähigkeit legte, fokussiert MOBAST auf Schutz, Modularität und Ergonomie. Die Umstellung leitet eine neue Ära der persönlichen Ausrüstung ein. Durch die große Stückzahl wird diese Modernisierung erstmals flächendeckend möglich.

Das Schutzwestensystem im Detail

Die MOBAST-Schutzweste schützt gegen Kurz- und Langwaffenbeschuss. Sie kombiniert weichballistischen Schutz der Klasse 1 und hartballistischen Schutz der Klasse 4. Zusätzlich gibt es einen Stichschutz der Klasse K2. Das System lässt sich je nach Auftrag ergänzen, etwa durch Schulter-, Hals- oder Unterleibsschutz.

Ein Hüftgurtsystem kann die Belastung von Schultern und Wirbelsäule reduzieren. Die Konstruktion ist modular, damit Soldatinnen und Soldaten ihren Schutz an die Bedrohung anpassen können. Mehler Vario System aus Fulda wurde als Hauptlieferant für dieses System beauftragt. Das Unternehmen gilt als einer der führenden Hersteller im Bereich ballistischer Schutz.

Schutzklassen des MOBAST-Systems

Taschensätze und modulare Ausrüstung

Die Taschensätze sind ein wichtiger Bestandteil des Systems, weil sie die Funktionalität im Einsatz bestimmen. Taschen für Magazine, Granaten, Nebeltöpfe und Wasserblasen gehören zur Grundausstattung. Diese Taschen werden direkt an der Weste befestigt. Mehler liefert Zubehör- und Accressoires-Sets. Lindnerhof Taktik produziert unter anderem Pistolenmagazintaschen und Abwurfsäcke.

Tasmanian Tiger steuert die Multikaliber-Magazintaschen bei. Durch die modulare Bauweise kann die Soldatin oder der Soldat das System flexibel konfigurieren. Die Taschelemente bestehen aus robusten Materialien und entsprechen militärischen Anforderungen. So entsteht ein anpassbarer Ausrüstungsverbund für Gefechte und Einsätze.

Hersteller der MOBAST-Taschensätze

Ballistische Unterwäsche als zusätzliche Schutzschicht

Die ballistische Unterwäsche ist ein zentraler Baustein des Schutzkonzepts. Sie wird unter der Kampfbekleidung getragen und schützt vor Kleinstsplittern. Besonders bei IED-Explosionen entstehen viele mikroskopisch kleine Partikel, die schwere Verletzungen verursachen können.

Die Unterwäsche besteht aus strapazierfähigen Materialien, die diese Partikel abfangen. Hexonia liefert Schlauchschals, T-Shirts und Unterhosen. Durch ihre Nähe zum Körper bietet die Unterwäsche eine zusätzliche Sicherheitsschicht. Sie ergänzt die Schutzweste, ohne Beweglichkeit einzuschränken. Die Kombination aus äußerem und innerem Schutz verbessert die Gesamtwirkung des Systems deutlich.

Komponenten der ballistischen Unterwäsche

Modernisierung weiterer Ausrüstungselemente

Neben der MOBAST-Weste modernisiert die Bundeswehr auch andere Bereiche der persönlichen Ausrüstung. Über 100.000 neue Gefechtshelme sollen eingeführt werden. Neue Kampfbekleidungssätze für die gesamte Truppe sind ebenfalls geplant. Dazu kommen Rucksacksysteme mit 110 Litern Volumen. Die Modernisierung soll die gesamte Gefechtsausrüstung auf ein zeitgemäßes Niveau heben.

Alle Systeme werden so konzipiert, dass sie miteinander kombiniert werden können. Dadurch entsteht eine einheitliche, modulare Ausrüstungslandschaft. Die parallele Beschaffung zeigt, dass der Modernisierungsprozess der Bundeswehr deutlich Fahrt aufgenommen hat.

Fazit

Die Beschaffung von 305.000 MOBAST-Schutzwesten markiert einen historischen Wendepunkt in der persönlichen Schutzausrüstung der Bundeswehr. Die sicherheitspolitische Lage führte zu einer notwendigen Beschleunigung, die langfristig die Einsatzfähigkeit der Truppe stärkt. MOBAST verbindet modernen Schutz, modulare Anpassbarkeit und ergonomische Verbesserungen. Mit weiteren Beschaffungen wie Gefechtshelmen und neuer Kampfbekleidung entsteht ein zukunftsfähiges Gesamtsystem. Die Bundeswehr setzt damit ein starkes Zeichen der Modernisierung und Vorsorge.