Schakal: Neuer Panzer für Mittlere Kräfte
Der Radschützenpanzer Schakal bildet das künftige Rückgrat der neuen „Mittleren Kräfte“ des deutschen Heeres. Er verbindet die hohe Mobilität des GTK Boxer mit der Feuerkraft des unbemannten Puma-Turms RCT30. Ab Ende 2027 soll das System in die Truppe einfließen und die veralteten Marder-Schützenpanzer ablösen. Damit schafft der Schakal eine wichtige Fähigkeitsergänzung und schließt die Lücke zwischen leicht verlegbaren Kräften und schweren Kettenverbänden. Sein modernisiertes Fahrmodul, ein starkes Schutzsystem und die umfassende Sensorik machen ihn zu einem Schlüsselbaustein der Landes- und Bündnisverteidigung.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
• Der Schakal wird ab 2027 ausgeliefert und ersetzt schrittweise den Marder.
• Beschafft werden zunächst 150 Fahrzeuge, insgesamt aber bis zu 222 über OCCAR.
• Er kombiniert Boxer-Mobilität mit dem leistungsfähigen RCT30-Turm aus dem Puma.
• Der Schakal bietet hohe Geländegängigkeit, starken ballistischen Schutz und moderne Softkill-Systeme.
• Er ist zentrales Gefechtsfahrzeug der neuen Mittleren Kräfte und schließt eine Fähigkeitslücke im Heer.
Was ist der Radschützenpanzer Schakal?
Der Radschützenpanzer Schakal ist ein neues Gefechtsfahrzeug der Bundeswehr, das die Mobilität des GTK Boxer mit der Feuerkraft des Puma-Turms RCT30 kombiniert. Er dient als Hauptplattform der Mittleren Kräfte, soll ab Ende 2027 eingeführt werden und langfristig veraltete Marder-Systeme ersetzen.
Beschaffung und operative Rolle
Die Beschaffung des Schakal wurde im Oktober 2025 vom Haushaltsausschuss des Bundestags freigegeben. Die erste Charge umfasst 150 Fahrzeuge, die ein Investitionsvolumen von etwa 3,4 Milliarden Euro haben. Zusätzlich wurden im Rahmen eines OCCAR-Vertrags 222 Fahrzeuge für Deutschland und die Niederlande beauftragt. Weitere Optionen ermöglichen den späteren Zukauf zusätzlicher deutscher Systeme.
Der Schakal ist als primäres Waffensystem der Panzergrenadierbataillone der Mittleren Kräfte vorgesehen und soll deren neue Rolle stärken. Diese Kräfte schließen die Lücke zwischen leichten, hochmobilen Verbänden und schwer gepanzerten Kettenfahrzeugen. Außerdem ist geplant, Ausbildungs- und Übungseinrichtungen auszustatten und eine substanzielle Umlaufreserve aufzubauen. Dadurch wird die Einsatzverfügbarkeit erhöht und Wartungszyklen können effektiver durchgeführt werden.
Fahrzeugkonzept und Mobilität
Das Fahrzeug basiert auf dem modernisierten Boxer-Fahrmodul „Future Common Drive Module“. Diese Plattform orientiert sich an der britischen Boxer-Variante und erlaubt eine Nutzlast von bis zu 40 Tonnen. Der Schakal misst rund 7,9 Meter in der Länge, knapp 3 Meter in der Breite und etwa 3,5 Meter in der Höhe. Das Gefechtsgewicht liegt bei rund 38,5 Tonnen. Ein MTU-Dieselmotor mit circa 815 PS sorgt für hohe Leistung und ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h.
Die Reichweite beträgt etwa 750 Kilometer und erlaubt taktische Verlegungen ohne häufige Betankung. Das Fahrwerk ist für anspruchsvolles Gelände ausgelegt und bewältigt Steigungen bis zu 60 Prozent, breite Gräben und starke Seitenneigungen. Damit wird der Schakal zu einem echten Mobilitätsverstärker für die Mittleren Kräfte, die schnelle Reaktionszeiten benötigen.
Besatzung, Kampfraum und Ergonomie
Die Besatzung besteht aus Fahrer, Richtschütze und Kommandant. Ergänzt wird sie durch sechs bis sieben Panzergrenadiere, die im Kampfraum mitgeführt werden. Der Innenraum ist so konzipiert, dass moderne Gruppenausstattung vollständig transportiert werden kann. Das erleichtert lange Verlegemärsche und unterstützt die Einsatzbereitschaft im Gefecht.
Der Kampfraum ist im Vergleich zum Puma schmaler, aber höher aufgebaut. Dadurch profitieren besonders größere Soldatinnen und Soldaten von mehr Kopffreiheit und ergonomisch optimierten Sitzpositionen. Die modulare Bauweise bleibt ein zentrales Merkmal der Boxer-Familie. Mission-Module können an das neue Fahrmodul angebunden werden, ohne die Abwärtskompatibilität zu älteren Modulen aufzugeben. Das erleichtert Logistik, Instandsetzung und langfristige Modernisierung.
Bewaffnung und Wirkung
Kernstück des Schakal ist der unbemannte Turm RCT30, der bereits vom Puma bekannt ist. Die 30-mm-Maschinenkanone ist stabilisiert und erlaubt Schießen während der Fahrt. Sie führt rund 200 Schuss im Turm und bekämpft Ziele effektiv bis circa 3.000 Meter Entfernung. Ein koaxiales Maschinengewehr ergänzt die Hauptwaffe. Seitlich montiert ist zudem ein Startbehälter für zwei Panzerabwehrlenkflugkörper mit einer Reichweite von etwa 5,5 Kilometern.
Diese Fähigkeit ermöglicht die Bekämpfung gepanzerter Ziele in größerer Distanz. Optional kann eine fernbedienbare Waffenstation integriert werden. Sie würde zusätzlichen Schutz gegen Bedrohungen aus der Nähe bieten, obwohl dies aktuell nicht im Fokus steht. Der RCT30-Turm macht den Schakal zu einem hochwirksamen Feuerunterstützungsfahrzeug im Verband.
Schutzkonzept, Sensorik und Drohnenabwehr
Der Schakal bietet einen umfassenden Basisschutz gegen Minen, Artilleriesplitter und Beschuss durch schwere Maschinengewehre. Modulare Zusatzpanzerung erhöht den Schutz gegen mittlere Kaliber. Ergänzt wird dies durch Klimaanlage, ABC-Schutzanlage, automatische Feuerlöschsysteme im Motorraum und Brandunterdrückung im Kampfraum.
Ein zentrales Element ist das Softkill-System MUSS 2.0. Es erkennt anfliegende Panzerabwehrlenkflugkörper und lasergelenkte Munition frühzeitig und lenkt sie durch Täuschmaßnahmen ab. Diese Fähigkeit erhöht das Überleben im modernen Gefechtsfeld deutlich. Die Sensorik umfasst ein elektrooptisches Zielerfassungssystem mit Tag- und Nachtsicht sowie Bildfusion. Ein 360-Grad-Rundumsichtsystem verbessert die Lagewahrnehmung und schützt die Besatzung vor Überraschungsangriffen. Damit wird der Schakal robust gegenüber Drohnen, Lenkflugkörpern und asymmetrischen Bedrohungen.
Bedeutung für die Bundeswehr
Der Schakal stärkt die Bundeswehr nachhaltig und bildet das Zentrum der neuen Mittleren Kräfte. Er verbindet strategische Mobilität mit taktischer Durchsetzungsfähigkeit. Diese Kombination war bislang nicht in ausreichendem Maß vorhanden, da leichte Kräfte zwar schnell, aber weniger geschützt sind. Schwere Kräfte bieten dagegen hohe Wirkung, sind jedoch schwieriger zu verlegen.
Der Schakal schließt diese Lücke. Allerdings bleibt noch offen, wie viele Fahrzeuge langfristig beschafft werden. Auch die zukünftige Struktur des Heeres zwischen leichten, mittleren und schweren Kräften entwickelt sich weiter. Klar ist jedoch, dass schnelle Entscheidungen und zusätzliche Radplattformen – etwa in der Artillerie oder im Pionierwesen – entscheidend für die Gesamtfähigkeit der Truppe sind. Der Schakal setzt hier ein starkes Zeichen für moderne Mechanisierung.
Fazit
Der Schakal markiert einen Technologie- und Fähigkeitsgewinn für das deutsche Heer. Mit seiner starken Bewaffnung, der hohen Mobilität und dem modernen Schutzsystem erfüllt er zentrale Anforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung. Die neuen Mittleren Kräfte erhalten damit ein leistungsfähiges Hauptsystem, das schnell verlegt werden kann und dennoch Durchsetzungsstärke besitzt. Der weitere Ausbau des Fahrzeugbestands und die Ergänzung durch zusätzliche Radplattformen werden entscheidend sein, um das volle Potenzial dieser neuen Kräfte auszuschöpfen.