MELLS – Das Panzerabwehrsystem der Bundeswehr
Das Mehrrollenfähige Leichte Lenkflugkörpersystem (MELLS) ist eines der modernsten Panzerabwehrmittel der Bundeswehr und ersetzt das ältere MILAN-System. Es ermöglicht präzise Gefechtsführung gegen feindliche Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und befestigte Stellungen – bei Tag und Nacht sowie auf Entfernungen bis zu 4.000 Metern. Dank flexibler Einsatzoptionen vom Boden, Fahrzeug oder Hubschrauber gilt MELLS als entscheidender technologischer Fortschritt. Besonders die Kombination aus hoher Durchschlagskraft, moderner Sensorik und Fire-and-Forget-Fähigkeit macht das System unverzichtbar für den modernen Kampf.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 1.1 Was ist MELLS und wie funktioniert es?
- 1.2 Eigenschaften und Bedeutung des MELLS-Systems
- 1.3 Technische Kernmerkmale und Steuerungsmodi
- 1.4 Durchschlagskraft und Gefechtswirksamkeit
- 1.5 Plattformintegration – insbesondere im Schützenpanzer Puma
- 1.6 Funktionsweise des Waffensystems
- 1.7 Überblick über die wichtigsten Merkmale
- 1.8 Die taktische Überlegenheit: Lenkmodi des MELLS
- 1.9 Beschaffung und finanzielle Einordnung des MELLS
- 1.10 MELLS auf verschiedenen Plattformen: Puma und abgesessener Kampf
- 1.11 Fazit
- 1.12 FAQ:
- 1.12.1 Was bedeutet die Abkürzung MELLS genau?
- 1.12.2 Welches ältere Waffensystem ersetzt MELLS in der Bundeswehr?
- 1.12.3 Wie groß ist die effektive Reichweite des MELLS-Lenkflugkörpers?
- 1.12.4 Kann der Schütze das Ziel nach dem Abschuss noch korrigieren?
- 1.12.5 Was versteht man unter dem „Top Attack“-Modus bei MELLS?
- 1.12.6 Welche Rolle spielt MELLS im Schützenpanzer Puma?
- 1.12.7 Was ist die iCLU-Einheit des Systems?
- 1.12.8 Ist MELLS nur für die Panzerabwehr geeignet?
- 1.12.9 Ist der Einsatz von MELLS auch gegen Hubschrauber möglich?
- 1.12.10 Wird MELLS nur von Infanteristen eingesetzt?
Das Wichtigste in Kürze
• Reichweite bis 4.000 Meter bei Tag und Nacht
• Ablösung des MILAN durch moderne Sensorik und Steuerungsmodi
• Einsatz von Boden, Fahrzeugen wie dem Schützenpanzer Puma oder aus der Luft
• Tandem-Hohlladung zur Durchdringung moderner Panzerungen
• Fire-and-Forget oder manuelle Lenkung für flexible Gefechtsführung
Was ist MELLS und wie funktioniert es?
MELLS ist ein modernes Panzerabwehrsystem der Bundeswehr, das Ziele bis 4.000 Meter bekämpfen kann. Es kombiniert Infrarot- und Tagsichtsensoren mit verschiedenen Steuerungsmodi, darunter Fire-and-Forget, und kann vom Boden oder von Fahrzeugen flexibel eingesetzt werden.
Eigenschaften und Bedeutung des MELLS-Systems
MELLS zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit und moderne Technologie aus, was es zu einem zentralen System der deutschen Panzerabwehr macht. Es ersetzt das veraltete MILAN und schließt damit eine technologische Lücke. Besonders wichtig ist die Fähigkeit, das System auf verschiedenen Plattformen zu verwenden. Soldaten können es auf einem Dreibein nutzen, während Fahrzeuge wie der Puma es direkt in die Gefechtsführung integrieren. Auch Hubschrauber können das System einbinden.
Diese Modularität sorgt für taktische Überlegenheit. Die Tag- und Nachtkampffähigkeit ermöglicht zudem Einsätze unter allen Bedingungen, was MELLS hochgradig zuverlässig macht. Durch die modernen Sensoren können Ziele schnell erfasst werden. Außerdem erlaubt die hohe Präzision eine deutliche Risikominimierung für eigene Kräfte.
Technische Kernmerkmale und Steuerungsmodi
MELLS verfügt über mehrere Steuerungsmodi, die eine flexible Einsatzführung erlauben. Der Fire-and-Forget-Modus ist besonders bedeutend, da nach dem Abfeuern keine weitere Steuerung notwendig ist. Der Flugkörper folgt selbstständig dem Ziel, was für hohe Sicherheit sorgt. Zudem gibt es den Fire-and-Observe-Modus. Hier kann der Schütze während des Fluges das Ziel weiter beobachten und korrigieren. Auch eine vollständige manuelle Steuerung ist möglich.
Damit ist MELLS an viele taktische Situationen anpassbar. Die infrarot- und tagsichtgestützte Zielerfassung sorgt für präzise Aufschaltung. Selbst verdeckte Ziele hinter Hindernissen können im sogenannten NLOS-Bereich (Non Line of Sight) bekämpft werden. Dies verschafft der Truppe einen entscheidenden Vorteil.
Durchschlagskraft und Gefechtswirksamkeit
Die Tandem-Hohlladung des MELLS ist ein technologisches Highlight. Sie wurde entwickelt, um moderne Reaktivpanzerungen zu überwinden. Die erste Ladung räumt die Reaktivpanzerung ab. Die zweite Ladung dringt anschließend durch den Panzerstahl. Dadurch kann das System auch schwere Kampffahrzeuge zuverlässig bekämpfen.
Diese Fähigkeit ist gerade in modernen Gefechten wichtig, da gepanzerte Fahrzeuge eine immer größere Rolle spielen. Die hohe Wirksamkeit bleibt auch auf große Distanzen bis 4.000 Meter erhalten. Zudem erlaubt die präzise Lenkung eine deutliche Reduzierung von Kollateralschäden. Die Kombination aus Reichweite, Präzision und Durchschlagskraft macht MELLS damit zu einem hochmodernen Verteidigungssystem.
Plattformintegration – insbesondere im Schützenpanzer Puma
Eine Besonderheit ist die Integration in den Schützenpanzer Puma. Dieser kann zwei MELLS-Raketen mitführen und im Gefecht einsetzen. Damit erhält der Puma eine starke Panzerabwehrkomponente. Die Verbindung aus Mobilität und Feuerkraft erhöht die Überlebensfähigkeit der Besatzung erheblich. Gleichzeitig kann das System auch vom Boden aus verwendet werden.
Das Dreibein ermöglicht schnelle Aufstellung und hohe Flexibilität. Die Integration in Hubschrauber eröffnet weitere taktische Optionen. Diese Mehrrollenfähigkeit war eines der Hauptziele bei der Entwicklung. Sie führt dazu, dass MELLS in nahezu jedem Gefechtsumfeld nutzbar ist. Die Bundeswehr erhält damit ein universell einsetzbares System.
Funktionsweise des Waffensystems
Die Funktionsweise lässt sich in drei grundlegende Schritte gliedern. Zunächst erfolgt die Zielerfassung. Hier nutzt der Schütze moderne Optiken und Sensoren, um ein Ziel aufzuschalten. Danach wird das Ziel fixiert. Dieser Vorgang wird als Lock-On bezeichnet. Schließlich erfolgt der Abschuss. Die Rakete startet und verlässt zügig die Abschussvorrichtung.
Je nach Modus kann der Schütze die Flugbahn korrigieren oder die Rakete autonom fliegen lassen. Der integrierte Suchkopf arbeitet währenddessen kontinuierlich. Er führt die Rakete sicher ins Ziel. Dieses Zusammenspiel aus Technik und taktischer Bedienung sorgt für hohe Trefferwahrscheinlichkeit.
Überblick über die wichtigsten Merkmale
| Merkmal | Beschreibung |
|---|---|
| Reichweite | Bis 4.000 m Tag und Nacht |
| Einsatzplattformen | Dreibein, Fahrzeuge wie Puma, Hubschrauber |
| Steuerungsmodi | Manuell, Fire-and-Forget, Fire-and-Observe |
| Sensorik | Infrarot- und Tagsichtsensoren |
| Gefechtsköpfe | Tandem-Hohlladung für moderne Panzerungen |
Die taktische Überlegenheit: Lenkmodi des MELLS
Das MELLS-System bietet dem Schützen taktische Flexibilität durch seine dualen Betriebsmodi. Der sogenannte „Fire-and-Forget“-Modus ermöglicht es, das Ziel vor dem Abschuss aufzuschalten und sofort die Deckung zu suchen oder die Stellung zu wechseln, da der Lenkflugkörper dann autonom ins Ziel steuert.
Die wahre Stärke des MELLS liegt jedoch im „Fire-Observe-Update (LOAL/LOBL)“-Modus, bei dem eine Glasfaserverbindung zwischen dem Schützen und dem Flugkörper den Kontakt aufrechterhält. Dies erlaubt es, das Ziel während des Fluges anzupassen, auf ein anderes Ziel umzulenken oder den Flug abzubrechen – ein entscheidender Vorteil gegen sich bewegende oder sich plötzlich verdeckende Kampfpanzer.
Beschaffung und finanzielle Einordnung des MELLS
Die Einführung des MELLS-Systems in der Bundeswehr ist ein langfristiges und finanziell bedeutendes Rüstungsprojekt, das schrittweise umgesetzt wird. Im Jahr 2021 wurde die Beschaffung von 666 zusätzlichen Lenkflugkörpern des Typs MELLS aus einem bestehenden Rahmenvertrag von 2019 durch die entsprechenden Bundestagsausschüsse im Rahmen der sogenannten 25-Mio-Vorlage gebilligt.
Diese umfangreiche Bestellung sichert die vollständige Ablösung der älteren MILAN- und TOW-Systeme und garantiert die langfristige Einsatzfähigkeit der mechanisierten und infanteristischen Truppen. Die Kontinuität der Beschaffung ist essenziell, um die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten zu gewährleisten.
MELLS auf verschiedenen Plattformen: Puma und abgesessener Kampf
Das MELLS ist als zentrales Panzerabwehrsystem des Heeres nicht nur für den abgesessenen Kampf der Infanterie vorgesehen, bei dem es von einem Trupp auf einem Dreibein eingesetzt wird. Die prominenteste Integration findet im modernen Schützenpanzer Puma statt, wo das System als Sekundärbewaffnung in einem geschützten Werfer untergebracht ist.
Dies bietet der Besatzung maximale Sicherheit und ermöglicht den Kampf aus voller Deckung. Zukünftig soll MELLS auch auf weiteren Plattformen wie dem Waffenträger Wiesel 1 (im Rahmen des Nachfolgeprojekts) oder in anderen Gefechtsfahrzeugen integriert werden, was seine Rolle als flexibles, mehrrollenfähiges System unterstreicht.
Fazit
MELLS gilt heute als ein Schlüsselbaustein moderner Panzerabwehr in der Bundeswehr. Das System vereint Mobilität, Präzision und eine beeindruckende Durchschlagskraft. Durch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten bleibt es in vielen Gefechtsszenarien wirksam. Ebenso überzeugt die moderne Sensorik, die Tag- und Nachtoperationen ermöglicht. Die Integration in Fahrzeuge wie den Puma steigert die taktische Leistungsfähigkeit nochmals deutlich. Für heutige Einsatzanforderungen ist MELLS daher ein unverzichtbares System.
FAQ:
Was bedeutet die Abkürzung MELLS genau?
MELLS steht für Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem, welches das israelische Panzerabwehrsystem Spike LR in der deutschen Version darstellt. Diese Bezeichnung unterstreicht die Flexibilität des Systems gegen verschiedenste Bodenzielen, von Kampfpanzern bis hin zu gehärteten Stellungen.
Welches ältere Waffensystem ersetzt MELLS in der Bundeswehr?
Das MELLS-System löst schrittweise die in die Jahre gekommenen Panzerabwehrlenkwaffen MILAN und TOW ab, welche beide auf älteren drahtgelenkten Technologien basierten. Die Ablösung ermöglicht eine signifikante Reichweitensteigerung und moderne Lenkfähigkeiten, die den aktuellen Anforderungen auf dem Gefechtsfeld entsprechen.
Wie groß ist die effektive Reichweite des MELLS-Lenkflugkörpers?
Das in der Bundeswehr genutzte MELLS (Spike LR) hat eine maximale Reichweite von 4.000 Metern (4 km). Diese Weitreiche ermöglicht es den deutschen Truppen, feindliche Kampfpanzer außerhalb der effektiven Kampfentfernung vieler gegnerischer Waffensysteme zu bekämpfen.
Kann der Schütze das Ziel nach dem Abschuss noch korrigieren?
Ja, im sogenannten „Fire-Observe-Update“-Modus ist dies möglich, da der Lenkflugkörper über eine Glasfaserverbindung mit der Start- und Steuereinheit verbunden bleibt. Diese einzigartige Fähigkeit erlaubt es dem Schützen, das Ziel anzupassen oder zu wechseln, selbst wenn das ursprüngliche Ziel nach dem Schuss in Deckung geht.
Was versteht man unter dem „Top Attack“-Modus bei MELLS?
Der „Top Attack“-Modus bezeichnet die Flugbahn des Lenkflugkörpers, die es ihm erlaubt, das Ziel von oben anzugreifen, da die Dachpanzerung von Kampfpanzern am schwächsten ist. Diese moderne Angriffsweise erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Durchschlags massiv im Vergleich zu einem direkten Treffer auf die Frontpanzerung.
Welche Rolle spielt MELLS im Schützenpanzer Puma?
Im Schützenpanzer Puma dient MELLS als fest integrierte Sekundärbewaffnung, um schwere Panzerziele zu bekämpfen, die außerhalb der Reichweite der 30mm-Bordkanone liegen. Der Werfer ist in das Fahrzeug integriert, was dem Schützentrupp ein Höchstmaß an Schutz während des Einsatzes garantiert.
Was ist die iCLU-Einheit des Systems?
Die iCLU (Integrated Command and Launch Unit) ist die zentrale Steuereinheit für das MELLS-System und beinhaltet unter anderem die Tageslicht- und Wärmebildkamera sowie den Laserentfernungsmesser. Diese Einheit wird vom Schützen bedient und ermöglicht die hochpräzise Zielerfassung bei Tag und Nacht sowie die Steuerung des Flugkörpers.
Ist MELLS nur für die Panzerabwehr geeignet?
Nein, als Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem ist MELLS auch für die Bekämpfung von Sekundärzielen wie leicht gepanzerte Fahrzeuge, befestigte Stellungen und Bunker geeignet. Darüber hinaus kann das System auch für reine Beobachtungs- und Aufklärungsaufgaben genutzt werden, was seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt.
Ist der Einsatz von MELLS auch gegen Hubschrauber möglich?
Das System ist primär für Bodenziele konzipiert, kann aber sekundär auch gegen langsam fliegende oder sich im Schwebeflug befindliche Hubschrauber eingesetzt werden. Die hohe Präzision der Lenkung durch die iCLU macht den Einsatz gegen solche Ziele im niedrigen Luftraum grundsätzlich möglich.
Wird MELLS nur von Infanteristen eingesetzt?
Nein, MELLS ist sowohl für den abgesessenen Kampf der Infanterie (als leichtes, tragbares System) als auch für die Integration in mechanisierte Fahrzeuge konzipiert. Es bildet somit eine universelle Panzerabwehrkomponente, die in verschiedenen Truppengattungen des Heeres Verwendung findet.