LVS NNbS – Deutschlands neues Schutzschild

Die Bundeswehr schließt mit dem neuen Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) eine der bedeutendsten Fähigkeitslücken der letzten Jahrzehnte. Moderne Konflikte zeigen, wie gefährlich Drohnen, Präzisionsmunition und Marschflugkörper geworden sind. Deshalb entsteht ein modularer Systemverbund, der mehrere Reichweitenebenen abdeckt und mobile Landoperationen zuverlässig schützt. Skyranger 30, ein neuer Flugabwehrraketenpanzer und das Mittelbereichssystem IRIS-T SLM bilden das technische Kernstück dieses Verbundes.

LVS NNbS – Deutschlands neues Schutzschild
LVS NNbS – Deutschlands neues Schutzschild

Das Wichtigste in Kürze

  • LVS NNbS ersetzt die fehlende mobile Flugabwehr seit dem Aus für den Gepard.
  • Das System vereint Kanonen, Lenkflugkörper, Radare und Gefechtsstände in einem vernetzten Systemverbund.
  • Skyranger 30 übernimmt den Schutz gegen Drohnen und sehr nahe Bedrohungen.
  • Ein neuer Flugabwehrraketenpanzer erweitert das Spektrum gegen Ziele über 10 Kilometer.
  • IRIS-T SLM liefert Reichweite, Höhenabdeckung und Radaraufklärung für größere Räume und bewegliche Verbände.

Was ist LVS NNbS und warum braucht es die Bundeswehr?

LVS NNbS ist ein neues Luftverteidigungssystem der Bundeswehr, das eine zentrale Fähigkeitslücke im mobilen Schutz gegen Drohnen, Marschflugkörper und Artilleriemunition schließt. Es kombiniert Kanonen, Raketen und Radare in einem vernetzten Systemverbund, um Landkräfte und kritische Infrastruktur wirksam zu schützen.

Warum die Bundeswehr ein neues Luftverteidigungssystem braucht

Die Bundeswehr stand jahrelang ohne wirksame mobile Flugabwehr da, seit der Gepard außer Dienst ging. Dadurch fehlte der Schutz gegen Drohnen, Marschflugkörper und Artilleriegeschosse im Nahbereich. Die Einsatzrealität hat sich jedoch stark verändert. Drohnen sind günstig, zahlreich und schwer zu bekämpfen. Präzisionsmunition trifft Ziele zuverlässig und aus großer Distanz.

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Ohne moderne Luftverteidigung sind Gefechtsverbände daher nicht durchhaltefähig. Genau hier setzt LVS NNbS an. Das System soll Brigaden, Divisionstruppen und wichtige Infrastruktur gleichzeitig schützen. Zudem wird der Verbund nahtlos in die NATO-Luftverteidigung eingebettet. Das erhöht die Wirksamkeit und schafft ein gemeinsames Lagebild. Dadurch entsteht ein geschlossener Schutzschirm, der vom Nächst- bis zum Mittelbereich reicht und erstmals wieder echte Abwehrfähigkeit im Gefecht bietet.

Wie LVS NNbS aufgebaut ist und warum es modular gedacht ist

LVS NNbS besteht aus mehreren Komponenten, die verschiedene Reichweiten abdecken. Das System ist modular aufgebaut, damit es flexibel auf unterschiedliche Bedrohungen reagieren kann. Drei Effektor-Säulen bilden den Kern: Kanonen, Kurzstreckenraketen und Mittelstreckenraketen. Der Skyranger 30 deckt den untersten Abfangbereich ab und schützt gegen Drohnen und sehr nahe Ziele.

Ein neuer Flugabwehrraketenpanzer erweitert die Abdeckung auf Ziele über zehn Kilometer. IRIS-T SLM schließlich übernimmt den Raum- und Verbandsschutz im Nah- bis Mittelbereich. Hinzu kommen Gefechtsstände, Feuerleitpanzer, Radare, Nachladefahrzeuge und Simulatoren. Alles arbeitet vernetzt zusammen. Dadurch entsteht eine durchgängige Luftverteidigungskette, die flexibel skalierbar ist. Sie kann Brigaden begleiten oder feste Infrastruktur schützen. Der modulare Ansatz erlaubt zukünftige Upgrades, ohne das System neu entwickeln zu müssen.

Skyranger 30 – das Rückgrat im Nächstbereichsschutz

Der Skyranger 30 übernimmt die unterste Ebene der Abwehr und richtet sich vor allem gegen Drohnen und loiternde Munition. Seine 30-mm-Revolverkanone erreicht Kampfentfernungen von bis zu drei Kilometern. Das ist wichtig, weil viele Drohnen erst sehr spät erkannt werden. Der Skyranger kombiniert dazu ein modernes Sensorsystem mit einer neuen Kurzstreckenlenkwaffe, die speziell für kleine, schwer detektierbare Ziele entwickelt wurde. Das macht ihn besonders vielseitig.

Für die Bundeswehr sind zunächst 19 Systeme vorgesehen. Aufgrund knapper Boxer-Fahrgestelle verschiebt sich jedoch der Serienzulauf. Der Bedarf könnte langfristig bei 500 bis 600 Systemen liegen, da die unterste Abfangebene flächendeckend abgesichert werden muss. Der Skyranger ist damit zentral für den Schutz von Verbänden im Bewegungskrieg und wird eine Schlüsselrolle im LVS-NNbS-Verbund einnehmen.

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Der neue Flugabwehrraketenpanzer – die zweite Säule des Nächstbereichs

Über dem Wirkbereich des Skyranger 30 übernimmt künftig ein neuer Flugabwehrraketenpanzer die Bekämpfung. Er basiert auf dem Boxer und wird mit IRIS-T-SLS-Flugkörpern ausgerüstet. Diese Kurzstreckenraketen wirken gegen Starr- und Drehflügler sowie gegen Marschflugkörper. Die Reichweite liegt jenseits der Zehn-Kilometer-Marke. Damit schließt der Panzer die Lücke zwischen Kanonen und IRIS-T SLM. Ein 360-Grad-Radar und elektrooptische Sensoren erhöhen die Zielerfassung. Zudem verfügt der Turm über ein IFF-System. Dadurch ist der Panzer auch autark handlungsfähig.

Er kann aus der Bewegung heraus wirken, aber auch vernetzt im Verband agieren. Das macht ihn besonders wertvoll für gemischte Feuereinheiten. Der Raketenpanzer erweitert das Abwehrspektrum entscheidend und sorgt dafür, dass Drohnen, Hubschrauber und Flugzeuge abgefangen werden können, bevor sie in den Wirkbereich des Skyranger eindringen.

IRIS-T SLM – Reichweite, Radar und Raumverteidigung

IRIS-T SLM bildet die Mittelbereichsebene im LVS-NNbS-Verbund. Das System wurde für weite Räume entwickelt und kann sowohl stationäre Ziele als auch bewegliche Verbände schützen. Jede Feuereinheit besteht aus einem TRML-4D-Radar, einem taktischen Gefechtsstand und mehreren Startcontainern. Die Containerlösung ermöglicht eine flexible Verlegung per Lkw, Bahn oder Lufttransport.

Die Raketen erreichen große Höhen und Entfernungen und sind damit ideal für komplexe Bedrohungen. Deutschland hat mehrere Feuereinheiten bestellt und über 200 Lenkflugkörper beauftragt. Weitere Optionen sind möglich. IRIS-T SLM ist bereits im Ausland im Einsatz und hat seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Besonders wertvoll ist die moderne Radaraufklärung. Sie sorgt für ein präzises Luftlagebild, das alle Komponenten des LVS-NNbS unterstützt. Das System ist damit ein unverzichtbarer Baustein im Schutz deutscher Landkräfte.

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Vernetzung und Organisation – wie alles zusammenwirkt

Die wahre Stärke von LVS NNbS liegt in der Vernetzung aller Systeme. Gefechtsstände sammeln Informationen aus Radaren und Sensoren und erstellen ein gemeinsames Luftlagebild. Diese Daten werden in Echtzeit an die Feuerleitpanzer und Effektoren verteilt.

Dadurch können Bedrohungen priorisiert und passenden Waffen zugeordnet werden. Der Verbund funktioniert über Funk oder Glasfaser. Zudem wird er in die NATO-Luftverteidigung eingebunden. Das gewährleistet abgestimmte Operationen mit der Luftwaffe und anderen Partnern. Die folgende Tabelle zeigt die Rollen der drei zentralen Effektoren im Systemverbund:

Komponente Hauptaufgabe Reichweitenebene Besonderheiten
Skyranger 30 Drohnen, loiternde Munition, sehr nahe Ziele Nächstbereich 30-mm-Kanone plus Anti-Drohnen-Raketen
Flugabwehrraketenpanzer Starr-/Drehflügler, Marschflugkörper >10 km Nächstbereich (Rakete) Boxer-Fahrgestell, 360-Grad-Radar
IRIS-T SLM Raumschutz und Schutz beweglicher Verbände Nah- bis Mittelbereich Containerbasiert, modular verlegbar

Diese Kombination schafft einen geschlossenen Abwehrschirm. Dennoch gibt es Herausforderungen. Der Serienzulauf verzögert sich. Prüfungen laufen. Und die Bundeswehr muss etwa 1.600 Dienstposten neu ausbilden. Trotzdem bleibt das Ziel von 12 bis 13 vollständigen Systemen entscheidend für die Einsatzfähigkeit der Landstreitkräfte.

Fazit

LVS NNbS markiert einen Wendepunkt in der deutschen Luftverteidigung. Der Verbund aus Skyranger 30, neuem Raketenpanzer und IRIS-T SLM schafft erstmals wieder eine geschlossene Schutzkette. Das System ist modular, skalierbar und NATO-fähig. Trotz Zeitdruck und Personalbedarf zeigt das Projekt, wie essenziell moderne Luftverteidigung heute ist. Wer die Wehrfähigkeit Deutschlands beurteilt, kommt an LVS NNbS nicht vorbei.

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