Future Combat Air System (FCAS) zerbricht: CFSN übernimmt

Das Future Combat Air System (FCAS) steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Nationale Interessen und unterschiedliche industriepolitische Ziele haben das gemeinsame europäische Luftkampfsystem zunehmend geschwächt. Während Frankreich die Kontrolle über den Next Generation Fighter (NGF) ausbauen will, richtet Deutschland seinen Fokus stärker auf Interoperabilität und digitale Vernetzung. Dadurch entsteht ein neues Konzept: der Combat Fighter System Nucleus (CFSN). Er entwickelt sich zum de-facto-Nachfolger von FCAS und bildet die Grundlage für Europas erste einsatzfähige Combat Cloud und eine neue Generation unbemannter Systeme.

Future Combat Air System (FCAS) zerbricht: CFSN übernimmt
Future Combat Air System (FCAS) zerbricht: CFSN übernimmt

Das Wichtigste in Kürze

• CFSN löst FCAS faktisch als deutsches Kernprojekt ab
• Frankreich verfolgt einen souveränen NGF auf Rafale-F5-Basis
• Deutschland entwickelt eigene Collaborative Combat Aircraft (CCA)
• Interoperabilität und digitale Vernetzung werden zum Hauptziel
• Kooperationen mit Spanien, Schweden und GCAP-Staaten bleiben möglich

Was bedeutet der Übergang von FCAS zu CFSN?

Deutschland wandelt FCAS vom gemeinsamen Kampfjetprogramm zu einem interoperablen Rahmen um und ersetzt zentrale Elemente durch das nationale CFSN. Dadurch entsteht ein Systemverbund, der Combat Cloud, unbemannte CCA und einen möglichen neuen Kampfflugzeugtyp integriert.

Die neue Ausgangslage im FCAS-Programm

Die Ausgangslage im FCAS-Programm hat sich stark verändert, da mehrere Partner ihre ursprünglich vereinbarte Arbeitsteilung infrage stellen. Diese Entwicklung führt dazu, dass die ehemals angestrebte „globale Balance“ zwischen den Nationen kaum noch zu halten ist. Oberst Jörg Rauber machte auf dem Air Force Tech Summit deutlich, dass nationale Interessen zunehmend Vorrang erhalten.

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Dadurch werden zentrale FCAS-Komponenten nicht mehr als gemeinsame europäische Projekte betrachtet, sondern als nationale Industriegüter. Die Folge ist eine grundlegende Verschiebung der Programmarchitektur. Deutschland sieht sich dadurch gezwungen, Alternativen zu entwickeln, sollte die Zusammenarbeit in Phase 2 scheitern. Eine politische Entscheidung zur Fortführung oder Neuausrichtung wird noch vor Jahresende erwartet.

Was vom ursprünglichen FCAS übrig bleibt

FCAS reduziert sich zunehmend auf seine technologische Basis, da der gemeinsame Next Generation Fighter derzeit faktisch nicht umsetzbar ist. Die Combat Cloud bleibt der wichtigste Restbestand des Programms, weil sie Interoperabilität zwischen nationalen Systemen ermöglicht. Berlin betont, dass FCAS weiterhin als Koordinationsrahmen dienen soll. Demonstratoren für Sensoren, Datenlinks und Missionssysteme laufen weiter.

Die Roadmap der deutschen Luftwaffe definiert jedoch neue Prioritäten, die über das ursprüngliche FCAS hinausgehen. Sie umfasst die nationale CFSN Combat Cloud, zwei CCA-Klassen, die Integration bestehender Plattformen und einen möglichen zukünftigen Kampfflugzeugtyp. Damit verlagert sich der Schwerpunkt klar in Richtung eigenständiger deutscher Systemarchitektur.

Der Aufstieg des CFSN als deutsches Kernprogramm

CFSN entwickelt sich vom Nebenprojekt zur zentralen deutschen Luftkampfarchitektur. Martin Heltzel betonte, dass Deutschland als erste Nation Europas ein operationelles unbemanntes Kampfflugzeug in Dienst stellen möchte. Die CCA-Klassen decken Aufgaben in Aufklärung, elektronischer Kriegsführung, Luft-Boden- und Luft-Luft-Einsätzen ab. Durch die geplanten rund 400 Systeme zeigt sich der strategische Anspruch Berlins.

Die Produktion soll nationale industrielle Kapazitäten stärken. Dadurch bleibt die Wertschöpfung weitgehend im Land. Deutschland strebt zudem die Kontrolle über Missionssysteme an, um sicherzustellen, dass operative Fähigkeiten unabhängig von Partnerländern skalierbar bleiben. Damit schafft CFSN eine robuste Grundlage für die Luftkriegsführung der 2030er- und 2040er-Jahre.

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Die Rolle der Combat Cloud im modernen Luftkampf

Die Combat Cloud bildet das digitale Rückgrat der künftigen Luftstreitkräfte. Sie verbindet bemannte und unbemannte Plattformen über sichere Datenkanäle miteinander. Dank NATO-kompatibler Standards wie Link 16, Link 22 und MADL können Systeme verschiedener Nationen miteinander kommunizieren. Diese Architektur ermöglicht vernetzte Operationen mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit. Ziel der Luftwaffe ist es, Informationsüberlegenheit durch Datenfusion zu erreichen.

Dadurch werden Sensoren, Waffen und Entscheidungsprozesse effizient gekoppelt. Ein Beschaffungsbeauftragter brachte es treffend auf den Punkt: Interoperabilität ist nicht mehr Zusatzfunktion, sondern die zentrale Fähigkeit. Diese Sichtweise prägt das gesamte CFSN-Design und spiegelt den Wandel vom Plattformdenken hin zu Netzwerksystemen wider.

Deutschlands Partneroptionen jenseits von Frankreich und Spanien

Deutschland prüft zusätzliche Partnerschaften, falls die Zusammenarbeit in FCAS scheitert. Schweden hat sich dabei als besonders interessanter Partner herausgestellt. Saab signalisiert Bereitschaft, gemeinsam mit Deutschland neue Konzepte im unbemannten und bemannten Luftkampf zu entwickeln.

Die Expertise der Schweden in elektronischer Kriegsführung ist für Deutschland wertvoll. Gleichzeitig bestehen schon heute technische Schnittstellen, etwa beim Eurofighter EK. Auch Gespräche mit dem britisch-italienisch-japanischen GCAP laufen, um Datenlinks und Interoperabilität abzustimmen. Ziel ist ein europaweit kompatibles Netz, das über einzelne nationale Programme hinausgeht. Damit formt sich ein neuer Kooperationsrahmen, der strategische Abhängigkeiten reduziert und technologische Breite ermöglicht.

Frankreichs Alleingang mit dem Rafale-F5-Ansatz

Frankreich verfolgt einen klar national ausgerichteten Weg beim Next Generation Fighter. Die Weiterentwicklung der Rafale-F5 umfasst ein verbessertes Radar, neue Triebwerkskonzepte und eine Schnittstelle für unbemannte Systeme. Das Ziel ist, industrielle Souveränität zu sichern und Abhängigkeiten zu minimieren. Französische Vertreter sehen in dieser Lösung einen kosteneffizienten Weg, der auf einer etablierten Plattform aufbaut. Allerdings schränkt dieser nationale Kurs die internationale Kooperation erheblich ein.

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Ausländische Partner werden dadurch weitgehend von der zukünftigen französischen Luftkampftechnik ausgeschlossen. Dies stärkt Dassaults Marktkontrolle, begrenzt jedoch die Breite technologischer Beiträge. Zugleich entstehen Risiken durch eine geringere finanzielle und industrielle Lastenteilung.

CFSN als Zukunftsmodell europäischer Luftstreitkräfte

Das FCAS hat sich von einem konkreten Rüstungsprojekt zu einem politischen Rahmen entwickelt. In der Praxis entstehen zwei parallele Ansätze: Frankreich arbeitet an einem souveränen Rafale-Nachfolger, während Deutschland mit CFSN eine vernetzte Systemfamilie plant. CFSN kombiniert CCAs, Combat Cloud und die Weiterentwicklung der bemannten Luftfahrzeuge. Zudem öffnet sich Deutschland für neue Partnerschaften.

Eine mögliche Dreierkooperation zwischen Deutschland, Spanien und Schweden findet zunehmend Unterstützung. Das zentrale Ziel bleibt jedoch klar: Europas Luftkampffähigkeit soll künftig nicht durch ein einzelnes Flugzeug bestimmt werden, sondern durch ein interoperables Netzwerk vieler Plattformen. Genau hier setzt CFSN an und positioniert Deutschland als Systemarchitekten der nächsten Generation.

Fazit

Der Wandel von FCAS zu CFSN zeigt, wie stark sich Europas Luftkampfkonzepte verändern. Deutschland setzt nun auf digitale Vernetzung, unbemannte Systeme und flexible Kooperationen. Frankreich verfolgt dagegen eine souveräne nationale Linie. Diese Divergenz schafft neue Chancen, aber auch neue Abhängigkeiten. Klar ist: CFSN wird Europas Luftstreitkräfte prägen, weil es nicht auf ein einziges Flugzeug setzt, sondern auf ein umfassendes Systemnetzwerk. Genau das macht den Ansatz zukunftsfähig und strategisch bedeutsam.

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