Deutschland kauft die falschen Waffen gegen russische Bedrohung
Deutschland steckt Milliarden in neue Waffen – doch laut Experten fließt das Geld in die falschen Technologien. Während die Ukraine Millionen günstiger Drohnen produziert, setzt die Bundeswehr weiter auf teure Panzer und Flugzeuge. Zwei führende Ökonomen warnen nun, dass diese Strategie Deutschland im Konflikt mit Russland verwundbar macht. Ihre Kritik: Das Aufrüstungsprogramm ist zu langsam, falsch ausgerichtet und nicht zukunftsfähig.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Warum kritisieren Experten Deutschlands Aufrüstung gegen Putin?
- 3 Teure Panzer, billige Drohnen – ein gefährliches Ungleichgewicht
- 4 Experten schlagen Alarm – Deutschlands Rüstungspolitik in der Sackgasse
- 5 Stillstand in der Rüstungsindustrie – Produktion läuft nur auf Sparflamme
- 6 Milliarden für alte Systeme – Forschung bleibt auf der Strecke
- 7 Ohne Koordination droht das Aufrüstungsdesaster
- 8 Europa im Verteidigungsnotstand – gemeinsame Lösungen gefordert
- 9 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschlands Aufrüstung konzentriert sich auf Panzer, Schiffe und Flugzeuge.
- Moderne Drohnentechnologien bleiben weitgehend unberücksichtigt.
- Zwei Ökonomen fordern ein neues „Defence Industrial Board“ für Koordination.
- Nur ein Prozent des Budgets fließt in Forschung und Entwicklung.
- Ohne strukturelle Reformen droht ein ineffektives Wettrüsten.
Warum kritisieren Experten Deutschlands Aufrüstung gegen Putin?
Weil das Geld laut Niall Ferguson und Moritz Schularick in veraltete Rüstungssysteme fließt. Statt in moderne Technologien wie Drohnen oder KI investiere Deutschland zu stark in Panzer und Flugzeuge, die im modernen Krieg nur begrenzten Nutzen hätten.
Teure Panzer, billige Drohnen – ein gefährliches Ungleichgewicht
Mehr als 20 Millionen Euro kostet ein Leopard-2-Panzer, während Drohnen, die ihn zerstören können, nur wenige Zehntausend Euro kosten. Diese Diskrepanz verdeutlicht das zentrale Problem: Deutschland investiert in teure Systeme, deren strategischer Nutzen abnimmt. Ferguson und Schularick betonen, dass auf modernen Schlachtfeldern Flexibilität, Geschwindigkeit und digitale Vernetzung entscheidend sind. Die Ukraine produziert mittlerweile bis zu fünf Millionen Drohnen pro Jahr – ein Symbol für den Wandel in der Kriegsführung. Die Bundeswehr besitzt dagegen nur rund 600 Drohnen. Im Ernstfall wäre ihr Bestand in wenigen Tagen aufgebraucht. Die Ökonomen warnen, dass eine solche Schieflage im Verteidigungsfall fatale Folgen haben könnte.
Experten schlagen Alarm – Deutschlands Rüstungspolitik in der Sackgasse
In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung prangern Ferguson und Schularick die Richtung der deutschen Aufrüstung offen an. Sie loben zwar den politischen Willen und die Budgetsteigerungen seit 2022, doch sehen sie die strategische Umsetzung als grundlegend falsch an. Der Fokus liege weiterhin auf Großprojekten der Vergangenheit, nicht auf Technologien der Zukunft. Moderne Kriegsführung sei längst von Daten, Drohnen und Präzisionssystemen bestimmt. Panzer und Fregatten könnten in asymmetrischen Konflikten kaum bestehen. Die Experten warnen, dass Deutschland damit Ressourcen vergeude, während Gegner auf billige, autonome Systeme setzen.
Stillstand in der Rüstungsindustrie – Produktion läuft nur auf Sparflamme
Ein weiterer Kritikpunkt ist die schleppende Produktion in der deutschen Rüstungsindustrie. Noch immer arbeiten viele Unternehmen nur in einer Schicht pro Tag. Ferguson und Schularick betonen, dass im Kriegsfall ein Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr nötig wäre. Zwar verfüge Deutschland im europäischen Vergleich über eine starke industrielle Basis, doch werde ihr Potenzial nicht genutzt. Die Folge: Engpässe, Verzögerungen und Kostenexplosionen. Während Länder wie Polen oder Tschechien ihre Verteidigungsproduktion stark ausbauen, bleibe Deutschland hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Experten fordern daher eine staatlich koordinierte Offensive, um die Produktionskapazitäten sofort zu erweitern.
Milliarden für alte Systeme – Forschung bleibt auf der Strecke
Seit 2022 sind über 90 Prozent der deutschen Rüstungsinvestitionen in Panzer, Schiffe und Flugzeuge geflossen. Für Forschung und Entwicklung bleibt laut Ferguson und Schularick nur ein Prozent übrig. Dieser Mangel an Innovation sei fatal, da moderne Konflikte zunehmend durch Technologie entschieden werden. Autonome Systeme, Künstliche Intelligenz, Cyberabwehr und Sensorik würden zu den Schlüsselfaktoren zukünftiger Kriege gehören. Deutschland jedoch investiere weiter in analoge Hardware. Die Ökonomen warnen, dass ohne Innovationsschub auch Milliarden keine schlagkräftige Armee schaffen. Zukunftsfähige Verteidigung müsse digital, vernetzt und agil sein.
| Bereich | Anteil am Rüstungsbudget seit 2022 |
|---|---|
| Panzer, Schiffe, Flugzeuge | über 90 % |
| Forschung & Entwicklung | ca. 1 % |
Ohne Koordination droht das Aufrüstungsdesaster
Das Urteil der Experten fällt vernichtend aus: Ohne zentrale Steuerung drohen die selbstgesteckten Aufrüstungsziele zu scheitern. Milliarden an Steuergeld könnten in ineffiziente Projekte fließen, die weder Abschreckungskraft noch Einsatzwert besitzen. Ferguson und Schularick schlagen deshalb ein „Defence Industrial Board“ vor – ein Gremium, das zivile und militärische Akteure vernetzt, Produktionsprozesse beschleunigt und strategische Ziele vorgibt. Die Experten betonen, dass es sich nicht um Bürokratie handeln dürfe, sondern um ein agiles, handlungsfähiges Steuerungszentrum. Nur so könne die Bundeswehr wieder zu einer modernen Verteidigungsarmee werden.
Europa im Verteidigungsnotstand – gemeinsame Lösungen gefordert
Neben nationalen Reformen sehen die Ökonomen auch die EU in der Pflicht. Europa müsse seine Verteidigungsanstrengungen besser koordinieren und gemeinsame Projekte fördern. Dazu schlagen sie die Ausgabe europäischer Verteidigungsanleihen vor, um die Finanzierung zu sichern. Deutschland solle als führende Industrienation die Initiative übernehmen. Der Aufbau gemeinsamer Rüstungsstrukturen sei nicht nur ein wirtschaftliches, sondern ein sicherheitspolitisches Gebot. Ohne Zusammenarbeit drohe Europa, militärisch von den USA und China abgehängt zu werden. Ferguson und Schularick sprechen von einer „überlebenswichtigen Aufgabe für die Sicherheit des Kontinents“.
Fazit
Deutschlands Aufrüstung steht an einem Wendepunkt. Trotz Milliardeninvestitionen droht der falsche Fokus das Land militärisch zu schwächen. Ohne digitale Innovation, industrielle Effizienz und europäische Koordination bleibt die Bundeswehr unzureichend vorbereitet. Nur ein radikaler Kurswechsel – hin zu modernen Technologien und vernetzter Produktion – kann verhindern, dass Deutschland im Verteidigungsfall versagt.