Neue Armeepistole: SIG Sauer P320 kommt für Schweizer Armee
Die Schweizer Armee erhält mit der SIG Sauer P320 eine neue Standardpistole, die künftig in der Schweiz produziert wird und damit zentrale rüstungspolitische Ziele erfüllt. Die Wahl fiel nach einer mehrstufigen Evaluation, in der technische Qualität, sicherheitsrelevante Kriterien, Wirtschaftlichkeit und industrieller Nutzen bewertet wurden. Obwohl nicht alle Musskriterien erfüllt wurden, überzeugte die P320 durch geringe Lebenswegkosten, hohe Anpassbarkeit und die Zusage zur lokalen Fertigung. Damit ersetzt sie die über 50 Jahre genutzte Pistole 75 und stärkt gleichzeitig die nationale Versorgungssicherheit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Von der Vorevaluation zur Shortlist
- 3 Technische Erprobung und sicherheitsrelevante Kriterien
- 4 Rüstungspolitische und wirtschaftliche Bewertung
- 5 Nachqualifizierbare Verbesserungen und technische Anpassungen
- 6 Bedarf, Budget und Beschaffungsumfang
- 7 Rüstungspolitische Strategie und industrielle Bedeutung
- 8 Ablösung der Pistole 75 nach 50 Jahren Dienstzeit
- 9 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Die SIG Sauer P320 wird neue Standardpistole der Schweizer Armee.
- Produktion wird in der Schweiz aufgebaut, entsprechend der Rüstungspolitik 2025.
- Die P320 bietet die niedrigsten Gesamtkosten über 30 Jahre.
- Technische Mängel sind nachqualifizierbar und wurden vom Hersteller zugesichert.
- Insgesamt sollen 140’000 Pistolen beschafft werden, erste Tranche: 50’000 Stück.
Warum hat die Schweizer Armee die SIG Sauer P320 gewählt?
Die Armee entschied sich für die SIG Sauer P320, weil sie langfristig die niedrigsten Gesamtkosten bietet, sicherheitstechnische Anforderungen erfüllt, nachqualifizierbare Verbesserungen ermöglicht und künftig vollständig in der Schweiz produziert wird.
Von der Vorevaluation zur Shortlist
Die Auswahl begann mit einer breiten Marktanalyse, in der armasuisse mehrere Hersteller zur Einreichung technischer Unterlagen einlud. Ein Expertenteam bewertete fünf potenzielle Kandidaten und verglich sie anhand militärischer Anforderungen. Diese Vorevaluation diente dazu, die Systeme zu identifizieren, die für eine vertiefte technische Prüfung relevant waren.
Am Ende standen drei Modelle auf der Shortlist: die Glock G45 Gen 5, die Heckler & Koch SFP9 und die SIG Sauer P320. Alle drei erhielten den Auftrag, sich einer intensiven Testphase zu stellen. Dieser Prozess sicherte Transparenz und eine objektive Grundlage für die finale Auswahl. Zudem gewährleistete er, dass die spätere Entscheidung sowohl auf Leistung als auch auf langfristiger Nutzbarkeit basierte.
Technische Erprobung und sicherheitsrelevante Kriterien
Während der Evaluation wurden die Pistolen zahlreichen Tests unterzogen. Diese umfassten Schiessversuche, Sicherheitsprüfungen und eine logistische Bewertung. Besonders wichtig war die sichere Bedienbarkeit unter realistischen Bedingungen. Nur die Glock G45 erfüllte alle Musskriterien vollständig und wurde formal als truppentauglich eingestuft.
Die SIG Sauer P320 zeigte jedoch ebenfalls solide Testergebnisse und erfüllte sämtliche sicherheitsrelevanten Aspekte. Identifizierte Schwachstellen betrafen vor allem ergonomische Details und die Robustheit einzelner Komponenten. Diese Punkte gelten als konstruktiv lösbar und beeinträchtigen nicht die grundsätzliche Eignung der Waffe. Dadurch blieb die P320 im Evaluationsprozess und wurde weiter rüstungspolitisch bewertet.
Rüstungspolitische und wirtschaftliche Bewertung
Eine Gesamtanalyse zeigte, dass die SIG Sauer P320 in entscheidenden rüstungspolitischen Bereichen Vorteile bot. Die P320 ermöglichte im Vergleich eine nahezu vollständig inländische Produktion. Dies erhöht die Versorgungssicherheit und stärkt die nationale Industrie. Zusätzlich ergab die Nutzwertanalyse, dass die drei Kandidaten im funktionalen Gesamtnutzen nahezu gleichwertig waren.
Ein klarer Unterschied zeigte sich jedoch bei den Gesamtkosten. Die P320 verursachte über 30 Jahre die niedrigsten Lebenswegkosten. Dies machte sie finanziell zur bevorzugten Option. Die Kombination aus Wirtschaftlichkeit, Stabilität der Lieferkette und industrieller Wertschöpfung war ausschlaggebend für die finale Auswahl.
Vergleich der finalen Kandidaten (Nutzwert & Kosten)
| Kriterium | Glock G45 Gen 5 | H&K SFP9 | SIG Sauer P320 |
|---|---|---|---|
| Erfüllung aller Musskriterien | Ja | Nein | Nein |
| Sicherheitsanforderungen erfüllt | Ja | Ja | Ja |
| Gesamtnutzen (Nutzwertanalyse) | Hoch | Hoch | Hoch |
| Lebenswegkosten über 30 Jahre | Mittel | Hoch | Niedrig |
| Inländische Produktion möglich | Begrenzt | Begrenzt | Ja |
Nachqualifizierbare Verbesserungen und technische Anpassungen
Die P320 erfüllte in der technischen Erprobung nicht alle formalen Anforderungen. Dennoch zeigte die Analyse, dass die Abweichungen konstruktiv korrigierbar sind. Identifizierte Verbesserungspotentiale betrafen beispielsweise die Ergonomie, sodass die Handlage optimiert werden kann.
Auch die Robustheit bestimmter Komponenten wurde geprüft. SIG Sauer verpflichtete sich, alle notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Diese Nachbesserungen sollen im Rahmen der inländischen Fertigung umgesetzt werden. Die realistischen Parameter der Verbesserungen wurden von armasuisse bestätigt. Erst nach erfolgreicher Nachqualifikation gilt die P320 offiziell als anforderungskonform. Dies ist eine zentrale Voraussetzung für den Beschaffungsvertrag.
Bedarf, Budget und Beschaffungsumfang
Der Bedarf der Armee liegt bei insgesamt 140’000 neuen Dienstpistolen. Damit soll die jahrzehntealte Pistole 75 vollständig ersetzt werden. Die Armeebotschaft 2026 sieht vor, zunächst 50’000 Exemplare zu beschaffen. Dafür ist ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag vorgesehen.
Zur Lieferung gehören nicht nur die Waffen, sondern auch Zubehör wie Holster, Magazine und Ausbildungsmaterial. Dazu gehören auch nicht schiessfähige Dummy-Modelle, die für die Grundausbildung eingesetzt werden. Diese umfassende Ausstattung soll sicherstellen, dass die Truppe schnell und vollständig auf das neue System umgestellt werden kann. Die langfristige Versorgung bleibt dabei gewährleistet, da die Produktion vollständig in der Schweiz aufgebaut wird.
Rüstungspolitische Strategie und industrielle Bedeutung
Die Bundesratsstrategie von Juni 2025 legt grossen Wert auf Versorgungssicherheit und technologische Autonomie. Die Entscheidung für die SIG Sauer P320 unterstützt diese Ziele direkt. Die künftig weitgehend inländische Produktion stärkt den Standort Schweiz. Sie reduziert Abhängigkeiten von ausländischen Lieferketten. Zudem schafft sie industrielle Kapazitäten, die auch in Krisenzeiten verfügbar bleiben.
Die lokale Produktion unterstützt Innovation und Know-how-Transfer innerhalb der schweizerischen Sicherheitsindustrie. Durch diese Faktoren trägt die Wahl der P320 weit über die reine Waffenbeschaffung hinaus zur nationalen Stabilität bei. Damit erfüllt sie zentrale strategische Anforderungen der Landesverteidigung.
Ablösung der Pistole 75 nach 50 Jahren Dienstzeit
Die P220, in der Schweiz als Pistole 75 bekannt, wurde vor rund 50 Jahren eingeführt. Seither prägte sie die Ausstattung der Armee über Generationen hinweg. Ihr Design entsprach jedoch nicht mehr den heutigen ergonomischen und taktischen Anforderungen.
Auch Ersatzteile werden zunehmend schwieriger verfügbar. Die SIG Sauer P320 bietet eine moderne, modulare Plattform, die sowohl langlebig als auch anpassungsfähig ist. Damit schliesst sie eine technologische Lücke in der persönlichen Bewaffnung der Soldaten. Ihre Einführung markiert den Übergang zu einer neuen Generation von Dienstpistolen. Gleichzeitig bleibt die Tradition schweizerischer Waffenkompetenz erhalten – nun mit erneuertem industriellem Rückhalt.
Fazit
Die Wahl der SIG Sauer P320 markiert einen entscheidenden Modernisierungsschritt für die Schweizer Armee. Sie verbindet niedrige Lebenswegkosten mit sicherheitsrelevanter Zuverlässigkeit und stärkt gleichzeitig die nationale Rüstungsindustrie. Durch den Aufbau der Produktion in der Schweiz entsteht eine stabile Versorgungskette, die langfristig Autonomie sichert. Mit der Ablösung der alten Pistole 75 beginnt eine neue Ära moderner Einsatzbereitschaft, die sowohl technisch als auch wirtschaftlich überzeugt.