Experten warnen: Russland wäre Europa derzeit militärisch überlegen

Die Sorge vor einem möglichen Angriff Russlands auf die Nato-Ostflanke wächst deutlich. In Vilnius kamen hochrangige Militärs, Politiker und Industrievertreter zu einem vertraulichen Austausch zusammen – und ihre Einschätzungen fallen alarmierend aus. Nach Ansicht vieler Fachleute hätte Russland derzeit Vorteile in einem konventionellen Konflikt mit Europa. Zudem warnen sie vor hybriden Operationen, massiven Drohnenangriffen und einer Bevölkerung, die auf einen Ernstfall kaum vorbereitet ist. Besonders kritisch: Der Westen setzt noch immer auf teure Hightech-Systeme, während Russland längst eine Kriegswirtschaft betreibt, die Masse statt Perfektion liefert.

Experten warnen: Russland wäre Europa derzeit militärisch überlegen
Experten warnen: Russland wäre Europa derzeit militärisch überlegen

Das Wichtigste in Kürze

  • Experten sehen Russland in einem möglichen konventionellen Krieg gegen Europa aktuell im Vorteil.
  • Die westliche Rüstungsindustrie produziert zu langsam und zu teuer, während Russland auf Massenfertigung setzt.
  • Die USA würden im Konfliktfall kaum militärisch eingreifen, da der Fokus auf China liegt.
  • Massive Drohnenangriffe könnten die Nato-Staaten überfordern und bestehende Systeme ausschalten.
  • Die Zivilbevölkerung Europas ist kaum auf anhaltende Angriffe und Infrastrukturzusammenbrüche vorbereitet.

Wäre Russland Europa in einem konventionellen Krieg überlegen?

Nach Einschätzung führender Militär- und Sicherheitsexperten aus Litauen und weiteren Nato-Staaten hätte Russland derzeit deutliche Vorteile. Gründe sind die Umstellung der russischen Wirtschaft auf Kriegsproduktion, eine überlegene Drohnenstrategie, schnelle Munitionsfertigung und eine unterschätzte Drohnen- und Massenangriffskapazität, während Europa noch immer auf teure Hightech-Systeme setzt und strukturell zu langsam reagiert.

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Russlands strategischer Vorteil durch die Kriegswirtschaft

Russland hat seine Wirtschaft weitgehend auf einen dauerhaften Kriegsmodus umgestellt. Das bedeutet, dass Produktionslinien für Waffen, Munition und Drohnen rund um die Uhr laufen. Die Experten aus Vilnius betonen, dass Russland so enorme Mengen an Material erzeugt, die in einem Abnutzungskrieg entscheidend wären. Westliche Staaten setzen hingegen auf kleinere Serien hochpräziser Systeme, die zwar technologisch überlegen sind, jedoch nicht in ausreichender Zahl verfügbar wären. Hinzu kommt, dass viele neue Systeme erst Jahre nach einem potenziellen Angriff eintreffen würden. Die Aussage, dass ein russischer Verteidigungseuro einen vielfach höheren Effekt habe als im Westen, zeigt die Dramatik der Lage.

Warum die Ukraine Zeit für Europa erkauft

Ein Militärvertreter stellte klar, dass der Krieg in der Ukraine Europas wichtigste Zeitpufferfunktion erfüllt. Jeder Tag, an dem die Ukraine standhält, verzögert die Möglichkeit eines russischen Vorstoßes auf Nato-Gebiet. Gleichzeitig warnen die Fachleute vor jederzeit möglichen hybriden Angriffen, Sabotageakten und Cyberoperationen. Solche Operationen sollen Staaten destabilisieren, bevor ein militärischer Schlag erfolgt. Die Tatsache, dass westliche Regierungen darüber diskutieren, ob ein Angriff überhaupt kommt, statt sich auf den Zeitpunkt vorzubereiten, kritisierten mehrere Teilnehmer des Treffens scharf. Die Experten halten die Frage „wann“ für realistischer als „ob“.

Der Westen investiert in teure und teilweise unpassende Waffensysteme

Ein wiederkehrender Kritikpunkt betrifft die Beschaffungsstrategien europäischer Armeen. Insbesondere Deutschland setzt weiterhin auf kostspielige Hightech-Systeme, die zwar leistungsfähig sind, aber gegen Massenangriffe an ihre Grenzen stoßen würden. Führende Ökonomen und Militäranalysten bemängeln schon länger, dass unbemannte Systeme wie Drohnen zu wenig Priorität genießen. Das Verteidigungsministerium betont zwar den Kurswechsel hin zu mehr autonomen und KI-gesteuerten Abwehrsystemen, doch dies geschieht spät. Besonders problematisch ist, dass viele moderne Waffensysteme erst nach dem Zeitraum eintreffen würden, in dem ein russischer Angriff aus Sicht der Militärs wahrscheinlich wäre.

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Warum Europa nicht auf US-Unterstützung hoffen darf

Ein westlicher Diplomat machte in Vilnius deutlich, dass Europa im Ernstfall größtenteils allein dastehen würde. Die USA richten ihren strategischen Fokus klar auf China und den Indo-Pazifik. Mehrere US-Senatoren sollen unmissverständlich gesagt haben, Europa dürfe nicht damit rechnen, dass amerikanische Streitkräfte eingreifen, sofern Russland einen Nato-Staat attackiert. Diese Einschätzung ist in Europa zwar bekannt, wird jedoch laut Experten kaum in offizielle Verteidigungspläne integriert. Viele Militärstrategien basieren weiterhin auf der Annahme, dass US-Feuerkraft im Ernstfall entscheidend wäre – eine Annahme, die nach aktueller Lage realistisch nicht erfüllt werden kann.

Drohnen als größte Bedrohung für die Nato-Ostflanke

General Andrus Merilo aus Estland warnte ausdrücklich vor massiven Drohnenschwärmen, die Russland bereits heute in großen Stückzahlen produziert. Diese Angriffsdrohnen können bestehende Raketenabwehrsysteme überlasten und durch schiere Menge überwinden. Die Analyse zeigt, dass westliche Streitkräfte derzeit nicht genügend kostengünstige, skalierbare Abwehrlösungen besitzen. Viele Altsysteme sind auf klassische Flugobjekte ausgelegt, jedoch nicht auf hunderte gleichzeitig anfliegende Drohnen. Merilo fordert daher eine radikale Neuausrichtung der Verteidigungsstrategie: weg von teuren Einzelprojekten, hin zu vernetzten Drohnenabwehrsystemen, KI-gestützten Sensoren und schnell nachproduzierbaren Komponenten.

Die unvorbereitete Zivilbevölkerung Europas

Besondere Sorge bereitet Experten die Frage, wie die Bevölkerung Europas auf einen länger andauernden russischen Angriff reagieren würde. Die Angriffe in der Ukraine haben gezeigt, wie schnell kritische Infrastruktur – Strom, Wasser, Wärme, Kommunikation – ins Visier geraten kann. In vielen europäischen Ländern fehle es jedoch an Notfallplänen, Resilienzstrategien oder breit kommunizierten Verhaltensregeln für den Ernstfall. Ein ehemaliger Minister warnte sogar, dass Russland bewusst versuchen würde, durch gezielte Angriffe Leid und Chaos zu erzeugen, sodass Bürger schon nach wenigen Tagen politischen Druck für eine Kapitulation ausüben könnten. Dieser Aspekt werde politisch kaum diskutiert, sei jedoch entscheidend.

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Fazit 

Die Einschätzungen aus Vilnius zeichnen ein klares Bild: Europa ist auf einen möglichen russischen Angriff nur unzureichend vorbereitet. Russland produziert schneller, günstiger und strategischer, während der Westen noch immer in alten Strukturen denkt. Besonders kritisch ist die Abhängigkeit von den USA und die mangelnde Resilienz der eigenen Bevölkerung. Um einen Angriff glaubhaft abschrecken zu können, müssen europäische Staaten schneller handeln – technologisch, militärisch und gesellschaftlich. Jetzt geht es darum, die warnenden Stimmen endlich ernst zu nehmen.

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