Russlands Drohnenmacht im Überblick

Russland setzt heute ein breites Spektrum militärischer Drohnen ein, die für Aufklärung, Angriffe und elektronische Kriegsführung entscheidend geworden sind. Viele Systeme stammen ursprünglich aus iranischer Entwicklung, wurden aber inzwischen technisch angepasst, erweitert oder vollständig neu konstruiert. Vom Massenangriff mit Kamikaze-Drohnen über taktische Aufklärung bis hin zu KI-gestützten autonomen Systemen reicht das Arsenal. Dadurch verändert Russland die Dynamik moderner Gefechtsfelder deutlich und baut seine Drohnenkapazitäten stetig aus.

Russlands Drohnenmacht im Überblick
Russlands Drohnenmacht im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland nutzt Drohnen für Aufklärung, Präzisionsangriffe und elektronische Kriegsführung.
  • Zentral sind iranisch-russische Kamikaze-Drohnen wie Geran-2 und Shahed-101.
  • Taktische Systeme wie Orlan-10 und Forpost-R steuern Artillerie und führen Echtzeitaufklärung durch.
  • Moderne UCAVs wie Orion und Okhotnik-B erweitern Russlands Fähigkeiten langfristig.
  • KI-basierte FPV- und Kamikaze-Drohnen zeigen die zunehmende Autonomie russischer Systeme.

Welche militärischen Drohnen setzt Russland aktuell ein?

Russland setzt eine Vielzahl militärischer Drohnen ein, darunter Kamikaze-Systeme wie Geran-2 und Shahed-101, taktische Aufklärungsdrohnen wie Orlan-10 und Forpost-R, UCAV-Modelle wie Kronshtadt Orion sowie moderne Tarnkappendrohnen wie die S-70 Okhotnik-B. Ergänzt wird das Arsenal durch KI-basierte FPV-Drohnen, ZALA-Loitering-Munition und weitere iranische Modelle wie Arash und Mohajer-6.

Geran-2: Die zentrale Kamikaze-Drohne für Langstreckenangriffe

Die Geran-2, eine russische Variante der iranischen Shahed-136, gilt als Schlüsselwaffe für Angriffe tief im gegnerischen Hinterland. Sie besitzt eine enorme Reichweite von bis zu 2500 Kilometern und kann deshalb wichtige Infrastrukturziele über große Distanzen treffen.

Die Drohne wird in hoher Stückzahl gestartet, um gegnerische Luftverteidigungssysteme zu überlasten. Russland hat die Drohne technisch weiterentwickelt und versieht sie inzwischen mit verschiedenen Sprengköpfen, darunter Splitterladungen und thermobarische Gefechtsköpfe. Diese Vielfalt erhöht die Einsatzflexibilität. Zudem können Geran-2-Schwärme koordiniert eingesetzt werden, um mehrere Ziele gleichzeitig zu bedrohen. Damit zählt sie zu den wirkungsvollsten Angriffsmitteln der russischen Streitkräfte. Ihre niedrigen Produktionskosten machen sie zusätzlich attraktiv.

Shahed-101: Ultraleichte Kamikaze-Drohne für präzise Schläge

Die Shahed-101 ist deutlich kleiner als die Geran-2, aber technisch hochentwickelt. Mit ihrem 8–9 kg schweren Sprengkopf wird sie für gezielte Angriffe auf militärische Infrastruktur eingesetzt. Sie besitzt eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern, was sie besonders für Einsätze hinter den Frontlinien geeignet macht. Die Drohne ist leicht, kompakt und schwer zu erkennen. Ihre typische Reisegeschwindigkeit liegt um 120 km/h, doch taktische Varianten erreichen bis zu 500 km/h.

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Diese Geschwindigkeit macht das Abfangen erheblich schwieriger. Durch ihre kompakte Bauweise lässt sie sich schnell produzieren und transportieren. Russland setzt sie vor allem nachts ein, um Überraschungseffekte zu erzeugen. Damit ergänzt sie die größeren Kamikaze-Drohnen ideal.

Orlan-10 und Forpost-R: Russlands wichtigste Aufklärungsplattformen

Die Orlan-10 gilt als „Auge und Ohr“ der russischen Artillerie. Sie fliegt bis zu 1000 Kilometer autonom und besitzt eine Funksteuerung von rund 120 Kilometern. Ihr Hauptzweck ist die Zielerfassung in Echtzeit. Sie markiert Ziele, korrigiert Artillerieschläge und überwacht feindliche Bewegungen. Die Forpost-R hingegen ist ein deutlich schwereres System. Sie basiert auf der israelischen IAI Searcher 2, wurde aber vollständig in Russland weiterentwickelt und produziert.

Sie kann bewaffnet werden und dient sowohl der Aufklärung als auch der Durchführung von Präzisionsschlägen. Beide Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine zentrale taktische Rolle. Sie ermöglichen Russland eine dauerhafte Überwachung großer Gebiete. Dadurch gewinnen russische Einheiten einen wesentlichen Vorteil in der Feuerleitung.

Kronshtadt Orion: Russlands vielseitiger Langstrecken-UCAV

Die Kronshtadt Orion ist eine der modernsten russischen Langstreckendrohnen. Sie besitzt eine Flugdauer von bis zu 24 Stunden und kann rund 250 Kilogramm Nutzlast tragen. Dadurch eignet sie sich für Aufklärung, Überwachung und Angriffe gleichermaßen. Die Orion ist mit unterschiedlichen Waffen kompatibel, darunter Präzisionsbomben und Raketen. Sie wird zunehmend für elektronische Kriegsführung entwickelt, um Kommunikation und Radarsysteme des Gegners zu stören.

Ihre Flugzeit erlaubt langfristige Überwachungsmissionen über kritischen Gebieten. Damit ähnelt sie westlichen Systemen wie der MQ-9 Reaper, wenngleich sie technisch noch nicht dessen Leistungsniveau erreicht. Russland baut die Produktionskapazitäten für Orion erheblich aus. Damit soll eine breitere Flotte entstehen, die langfristige Einsätze ermöglicht.

S-70 Okhotnik-B: Zukunft der russischen Tarnkappendrohnen

Die S-70 Okhotnik-B ist das ambitionierteste russische Drohnenprojekt. Sie ist eine große Tarnkappendrohne mit Jet-Antrieb, etwa 6000 Kilometern Reichweite und bis zu 1000 km/h Geschwindigkeit. Ihre Nutzlast von rund drei Tonnen macht sie für schwere Waffen geeignet. Die Drohne befindet sich derzeit in der Erprobung, soll aber langfristig im Verbund mit bemannten Jets wie der Su-57 operieren. Durch ihre Stealth-Eigenschaften kann sie tief in gut verteidigtes Gebiet eindringen.

Das macht sie zu einem strategischen Werkzeug für zukünftige Einsätze. Russland testet zudem autonome Funktionen, die eine KI-gesteuerte Missionsplanung ermöglichen. Damit verfolgt Russland denselben Entwicklungspfad wie China und die USA.

KI-gestützte FPV- und Kamikaze-Drohnen: Russlands Weg zur Autonomie

Neuere Modelle wie Tuvik und Ovat-S zeigen den Trend zu autonomen Drohnen. Tuvik besitzt eine Reichweite von 30 Kilometern und erreicht Geschwindigkeiten von etwa 180 km/h. Sie wird primär als schnelle Kamikaze-FPV-Drohne eingesetzt. Die Ovat-S geht deutlich weiter. Sie nutzt KI zur Zielerkennung und kann Angriffspfade selbstständig festlegen. Damit reduziert sich die Abhängigkeit von Bedienern erheblich. Diese Systeme sind klein, flexibel und kostengünstig.

Sie können in großer Zahl hergestellt werden und eignen sich ideal für Einsätze an der Frontlinie. Russland reagiert damit auf den massiven Einsatz ukrainischer FPV-Drohnen und versucht, die technologische Lücke zu schließen. Die zunehmende Autonomie verändert das Gefechtsfeld nachhaltig.

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Weitere russische Drohnen: ZALA, Granat, Arash und Mohajer

Neben den großen Systemen verfügt Russland über zahlreiche kleinere Drohnen für taktische Aufgaben. Dazu zählen ZALA Lancet und ZALA Kub, zwei verbreitete Loitering-Munition-Modelle mit hoher Präzision. Die Lancet wird häufig gegen Artilleriestellungen und Fahrzeuge eingesetzt. Die Kub ist ein leichtes System für flexible Einsätze. Auch die Granat-Serie umfasst mehrere Aufklärungsdrohnen unterschiedlicher Reichweiten.

Zusätzlich setzt Russland iranische Systeme wie Mohajer-6 und Arash ein. Mohajer-6 ist eine bewaffnete Drohne mit Aufklärungsfunktionen. Arash ist eine weitere Kamikaze-Drohne mit großer Reichweite. Diese Vielfalt ermöglicht Russland ein abgestuftes Arsenal für unterschiedliche Einsatzprofile. Damit gelingt eine eng verzahnte Drohnenstrategie vom Frontbereich bis in die Tiefe des gegnerischen Territoriums.

Die iranische Technologie als Basis der Geran-2-Produktion

Der industrielle Aufstieg von Russlands Drohnenmacht ist eng mit der Technologiepartnerschaft zum Iran verbunden. Die massenhaft eingesetzte Kamikaze-Drohne Geran-2 ist ein direkter Nachbau des iranischen Modells Shahed-136. Russland hat eine enorme Kapazität zur Eigenproduktion aufgebaut, insbesondere in der Sonderwirtschaftszone Alabuga in Tatarstan, um die Abhängigkeit zu reduzieren. Berichte deuten darauf hin, dass die Fabrik Tausende von Drohnen pro Monat fertigt und dabei versucht, die Lieferkette von importierten Komponenten zu verlagern. Diese eigenständige Massenproduktion von Russlands Drohnen ermöglicht es, zivile Infrastruktur konstant zu attackieren, was eine signifikante strategische Verschiebung darstellt.

Neue Truppengattungen: Die Spezialisierung im Drohnenkrieg

Als Reaktion auf die intensive Nutzung unbemannter Luftfahrzeuge (UAVs) durch die Ukraine hat die russische Armee begonnen, ihre Organisation anzupassen. Die militärische Führung erkennt die Notwendigkeit einer klaren Kommandostruktur für den Einsatz von Aufklärungs- und Kampfdrohnen. Es wird an der Formierung neuer Truppengattungen gearbeitet, die sich vollständig auf den Betrieb, die Wartung und die taktische Führung von Russlands Drohnen spezialisieren. Dies soll die ungleichmäßige Versorgung der Kampfeinheiten beheben und sicherstellen, dass Drohnenpiloten optimal eingesetzt werden, anstatt als „Sturmtruppen“ verheizt zu werden. Die Professionalisierung dieser Einheiten ist entscheidend für die zukünftige Drohnenmacht Russlands.

Die NATO-Abwehrstrategie gegen Russlands Drohnen an der Ostflanke

Die Gefahr durch Russlands Drohnen, insbesondere Kamikaze-UAVs und Spionagedrohnen, hat zu einer intensiven Neubewertung der Luftverteidigung in Europa geführt. Die NATO und einzelne Mitgliedstaaten arbeiten an einer Drohnenabwehrstrategie, um die kritische Infrastruktur und den Luftraum an der Ostflanke zu schützen. Diskutiert wird der Aufbau eines Drohnenschutzwalls und die Eröffnung von Drohnenabwehr-Kompetenzzentren, beispielsweise in Deutschland. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von C-UAS-Systemen (Counter-UAS), die kleine, langsam fliegende Drohnen erkennen, stören (Jamming) oder mit speziellen Abfangdrohnen bzw. Netzen neutralisieren können, um die Sicherheit im europäischen Luftraum zu gewährleisten.

Fazit

Russlands Drohnenarsenal wächst rasant und verändert die Kriegsführung tiefgreifend. Von großreichweitigen Kamikaze-Systemen bis zu modernen Stealth-Prototypen deckt die Flotte jedes Einsatzprofil ab. Besonders auffällig ist der Trend zu autonomen Drohnen, die KI zur Navigation und Zielerfassung nutzen. Die Kombination aus Masse, Reichweite und technologischer Weiterentwicklung macht Russlands Drohnen zu einem entscheidenden Faktor moderner Konflikte – und zu einem bedeutenden Zukunftsthema für militärische Analyse.

Quellen:


FAQ:

Welche Drohnenmodelle setzt Russland im Ukraine-Krieg am häufigsten ein?

Am prominentesten sind die sogenannten Kamikaze-Drohnen vom Typ Geran-2, die als iranische Shahed-136 nachgebaut werden, sowie die kleineren FPV-Drohnen für taktische Angriffe an der Front. Ergänzt wird das Arsenal durch Aufklärungsmodelle wie die Orlan-10, die zur Zielerfassung dienen.

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Was ist der Unterschied zwischen der Shahed-136 und der Geran-2?

Die Geran-2 ist die russische Lizenzproduktion und leicht modifizierte Version der iranischen Shahed-136, wobei Russland zunehmend lokale Komponenten verbaut, um die Russlands Drohnen-Produktion zu beschleunigen. Beide sind loiternde Munition, die nach einem Ziel suchten und dieses bei Einschlag zerstören.

Wie werden die Geran-2-Drohnen von Russland in großen Stückzahlen produziert?

Russland hat in Fabriken wie Alabuga in Tatarstan eine industrialisierte Massenfertigung eingerichtet, um die Drohnen schnell und kostengünstig zu produzieren. Geheimdienstquellen schätzen die monatliche Produktionsrate mittlerweile auf über 5.000 Einheiten der Russlands Drohnen.

Gegen welche Ziele werden Russlands Drohnen primär eingesetzt?

Die Langstreckendrohnen (Geran-2) zielen hauptsächlich auf die ukrainische Energieinfrastruktur, Häfen und zivile Gebiete, um die Logistik und Moral zu schwächen. Taktische FPV-Drohnen werden hingegen direkt an der Front zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen und Infanterie eingesetzt.

Wie versucht die Ukraine, Russlands Drohnen abzuwehren?

Die ukrainische Abwehr stützt sich auf eine Kombination aus konventioneller Flugabwehr, mobilen Abwehrtrupps mit Maschinengewehren und Scheinwerfern sowie modernster westlicher Elektronik (Jamming) und KI-gestützten Abfangdrohnen. Die Drohnenabwehr ist ein ständiges Wettrennen gegen die sich entwickelnden Taktiken von Russlands Drohnen.

Was bedeutet FPV-Drohne im Kontext des Krieges?

FPV steht für „First Person View“ und bezeichnet kleine, schnelle Renndrohnen, die mit einer Sprengladung versehen und per Videobrille gesteuert werden. Sie werden von beiden Seiten für präzise Angriffe auf kurze Distanz eingesetzt und haben die Kriegsführung in den Schützengräben revolutioniert.

Welche Rolle spielen KI und autonome Systeme bei Russlands Drohnen?

Aktuell werden Russlands Drohnen meist noch vom Menschen gesteuert, doch die Entwicklung geht hin zu autonomen Funktionen und KI-gestützten Systemen, die Navigation und Zielerkennung verbessern. Die Ukraine setzt bereits autonome See- und Luftdrohnen ein, was Russlands Drohnenstrategie unter Druck setzt.

Gibt es Belege für russische Drohnenflüge über NATO-Gebiet?

Ja, es gab wiederholt Berichte über russische Drohnenteile, die auf NATO-Gebiet (z.B. in Rumänien) abgestürzt sind, sowie Sichtungen verdächtiger UAVs über kritischer Infrastruktur in europäischen Ländern. Die NATO hat daraufhin ihre Luftraumüberwachung an der Ostflanke intensiviert und ist in erhöhter Alarmbereitschaft.

Wie finanziert Russland die Massenproduktion seiner Drohnen?

Die Finanzierung erfolgt über den massiv aufgestockten russischen Militärhaushalt und die Umstellung der Wirtschaft auf Kriegsproduktion, wobei auch Gelder aus dem Öl- und Gasgeschäft in die Produktion von Russlands Drohnen fließen. Trotz Sanktionen gelingt es Russland, über Drittländer die notwendigen elektronischen Komponenten zu beschaffen.

Wie werden in Russland Drohnenpiloten ausgebildet?

Die russische Armee und private militärische Unternehmen (PMCs) haben spezielle Schulungszentren eingerichtet, um schnell Tausende von Drohnenoperateuren auszubilden, wobei Berichten zufolge teilweise auch sehr junge Rekruten eingesetzt werden. Ziel ist die Schaffung spezialisierter Einheiten, die den Drohnenkampf auf taktischer und strategischer Ebene beherrschen.

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