HESH-Munition: Wirkung, Einsatz und Vergleich
HESH-Munition (High Explosive Squash Head) ist eine spezielle Mehrzweck-Sprenggranate, die nicht durch klassische Durchdringung wirkt, sondern durch physikalische Schockeffekte. Beim Auftreffen „quetscht“ sich der plastische Sprengstoff auf der Zieloberfläche und detoniert verzögert. Die entstehenden Schockwellen lassen die Panzerung von innen absplittern. Dadurch eignet sich HESH besonders gegen leichte bis mittlere Panzerungen, Fahrzeuge, Bauwerke und Infanterie. Trotz moderner Verbundpanzerungen bleibt sie militärisch relevant, weil sie vielseitig, zuverlässig und gegen homogene Materialien sehr wirkungsvoll ist.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- HESH wirkt über Schockwellen und Innenabplatzungen, nicht über Durchschlag
- Besonders effektiv gegen homogenen Stahl, Beton und leichte Fahrzeuge
- Schwächer gegen moderne Verbund- und Kevlar-Panzerungen
- Häufig in 105-mm-Kanonen und tragbaren Systemen im Einsatz
- HEP ist funktional identisch und meist die US-Bezeichnung für HESH
Was ist HESH-Munition und wofür wird sie eingesetzt?
HESH-Munition ist eine Mehrzweck-Sprenggranate, die sich auf der Zieloberfläche ausbreitet und durch eine verzögerte Explosion Schockwellen erzeugt, um Panzerungen von innen zu spalten. Sie wird gegen Fahrzeuge, leichte bis mittlere Panzerungen, Bauwerke und Infanterie eingesetzt.
Was HESH-Munition technisch auszeichnet
HESH-Munition unterscheidet sich grundlegend von klassischen panzerbrechenden Geschossen. Statt kinetischer Energie nutzt sie einen plastischen Sprengstoff, der sich beim Aufprall flächig verteilt. Die KNDS 105 mm L51 HESH-T (HEP-T) ist ein typisches Beispiel. Sie wiegt nominal 20,6 Kilogramm und besitzt eine Geschosslänge von 940 Millimetern. Die eigentliche Projektilmasse beträgt 11,3 Kilogramm.
Im Inneren befinden sich 2,9 Kilogramm Sprengstoff vom Typ Comp A3. Zusätzlich kommen eine Messinghülse, ein elektrisches Zündhütchen M120 und eine Leuchtspur M12 zum Einsatz. Diese Kombination erlaubt präzise Zielverfolgung und kontrollierte Detonation.
Funktionsprinzip: Quetschen statt Durchschlagen
Das Wirkprinzip von HESH basiert auf physikalischen Spannungen im Zielmaterial. Beim Auftreffen verformt sich der Sprengstoff und haftet an der Oberfläche. Erst danach erfolgt die Explosion. Die entstehenden Schockwellen laufen durch die Panzerung und reflektieren an der Innenseite.
Dadurch lösen sich Splitter, sogenanntes Spalling. Diese Splitter verursachen im Innenraum hohe Schäden an Besatzung und Modulen. Gegen homogenen Stahl ist dieser Effekt besonders stark. Bei Verbundpanzerungen mit Kevlar-Fütterung wird die Energie jedoch absorbiert. Deshalb ist HESH hier deutlich weniger wirksam.
Einsatzbereiche in Militär und Gefechtsfeld
HESH wird vor allem dort eingesetzt, wo Vielseitigkeit gefragt ist. Typisch sind 105-mm-Panzerkanonen, wie sie lange in britischen Panzern genutzt wurden. Darüber hinaus existieren tragbare Systeme wie das RGW90 HEAT/HESH oder die Panzerfaust Leicht KSK im 60-mm-Kaliber.
HESH eignet sich nicht nur gegen Fahrzeuge, sondern auch gegen Beton, Mauern und Befestigungen. Durch die Splitterwirkung ist sie zudem gegen Infanterie effektiv. Viele Systeme sind NATO-zertifiziert und ITAR-frei. Das erleichtert den Export und die Integration in bestehende Waffensysteme.
Aktuelle Bedeutung trotz moderner Panzerungen
Moderne Kampfpanzer setzen auf komplexe Verbundpanzerungen. Diese reduzieren die Effektivität von HESH deutlich. Trotzdem bleibt die Munition relevant. Der Grund ist ihre breite Einsetzbarkeit. HESH kann Ziele bekämpfen, bei denen HEAT oder kinetische Munition überdimensioniert oder ineffizient wäre.
Auch Trainingssysteme und Übungsmunition basieren weiterhin auf HESH-Konzepten. Systeme wie Skorpion 2 integrieren HESH, HEAT und HEP parallel. Militärisch zählt nicht nur maximale Durchschlagskraft, sondern auch Flexibilität. Genau hier spielt HESH ihre Stärken aus.
Unterschied zwischen HESH, HEP und HEAT
HESH und HEP sind technisch nahezu identisch. HEP ist vor allem die US-amerikanische Bezeichnung für das gleiche Wirkprinzip. Beide quetschen sich auf der Oberfläche und erzeugen Spall-Schäden im Inneren. HEAT hingegen verfolgt einen völlig anderen Ansatz.
Hier wird eine geformte Ladung gezündet, die einen Metallstrahl erzeugt. Dieser Jet kann bis zu 700 bis 1000 Millimeter Panzerung durchdringen. Die Wirkung ist unabhängig von der Materialstärke, aber stark abhängig von Auftreffwinkel und Abstand. HEAT verursacht kaum Flächenschaden, während HESH auch indirekte Effekte erzielt.
Vergleich HESH/HEP und HEAT im Überblick
| Aspekt | HESH / HEP | HEAT |
|---|---|---|
| Penetration | Niedrig, ca. 100–200 mm, spallend | Hoch, bis 1000+ mm, durchdringend |
| Wirkung bei Winkeln | Gut, Neigung weitgehend egal | Schwach, stark winkelabhängig |
| Splash-Schaden | Ja, ähnlich HE | Nein |
| Abstandspanzerung | Schwach | Sehr schwach durch Vorzündung |
| Typische Schäden | Hoher Modul- und Crew-Schaden | Direkte Durchdringung |
Fazit
HESH-Munition ist kein Relikt vergangener Panzerkriege, sondern ein bewusst eingesetztes Spezialwerkzeug. Ihre Stärke liegt nicht im maximalen Durchschlag, sondern in der Kombination aus Schockwirkung, Flächenschaden und Vielseitigkeit. Gegen homogene Materialien, leichte Fahrzeuge und Strukturen bleibt sie hoch effektiv. Moderne Verbundpanzerungen setzen ihr Grenzen, ersetzen sie aber nicht vollständig. Wer militärische Munitionstypen verstehen will, kommt an HESH nicht vorbei.