Bundeswehr: 12.000 Drohnen von Stark, Helsing und Rheinmetall – ein Milliardenprogramm für die NATO-Ostflanke
Die Bundeswehr plant den größten Drohnenkauf ihrer Geschichte: Bis zu 12.000 unbemannte Systeme sollen beschafft und vor allem an der NATO-Ostflanke stationiert werden. Die Financial Times berichtet, dass die Unternehmen Stark, Helsing und Rheinmetall jeweils Aufträge im Umfang von rund 300 Millionen Euro erhalten sollen. Damit setzt die Bundeswehr auf drei technologische Ansätze, die sich teilweise bereits im Ukrainekrieg bewährt haben. Die Systeme Virtus, HX-2 und FV-014 Raider sollen die Brigade Litauen und weitere Verbände schnell stärken – vorausgesetzt, der Haushaltsausschuss stimmt noch der 25-Millionen-Vorlage zu.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Drohnenübersicht der Bundeswehr
- 3 Strategische Bedeutung des 12.000-Drohnen-Programms
- 4 Die Virtus von Stark: eVTOL-Technik und panzerbrechende Munition
- 5 HX-2 von Helsing: KI, EW-Resistenz und Schwarmfähigkeit
- 6 FV-014 Raider von Rheinmetall: Der neue Kamikaze-Waffenträger
- 7 Warum drei Unternehmen? Wettbewerb, Innovation und Unabhängigkeit
- 8 Politische Hürde: Die 25-Millionen-Vorlage steht noch aus
- 9 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Bis zu 12.000 Drohnen sollen für rund 900 Millionen Euro beschafft werden.
- Jeweils rund 300 Millionen Euro gehen an Stark, Helsing und Rheinmetall.
- Eingesetzt werden sollen die Systeme vorrangig an der NATO-Ostflanke.
- Die Drohnen erreichen rund 100 km Reichweite und sind teils kampferprobt.
- Die Brigade Litauen benötigt die Systeme dringend für die Einsatzbereitschaft.
Welche Drohnen will die Bundeswehr im Rahmen des neuen Beschaffungsprogramms kaufen?
Die Bundeswehr plant laut Financial Times den Kauf von bis zu 12.000 Drohnen der Typen Virtus (Stark), HX-2 (Helsing) und FV-014 Raider (Rheinmetall). Jeder Hersteller soll einen Auftrag über etwa 300 Millionen Euro erhalten.
Drohnenübersicht der Bundeswehr
| Drohne | Hersteller | Reichweite | Besonderheiten |
|---|---|---|---|
| Virtus | Stark | bis 100 km | eVTOL, panzerbrechender Gefechtskopf von TDW, kampferprobt in der Ukraine |
| HX-2 | Helsing | ca. 100 km | KI-gestützt, resistent gegen elektronische Kriegsführung, Schwarmsteuerung |
| FV-014 Raider | Rheinmetall | ca. 100 km | Kamikazedrohne, 14 kg Gewicht, 600 mm Penetration, 60 Min Flugzeit |
Strategische Bedeutung des 12.000-Drohnen-Programms
Das Drohnenprogramm stellt einen zentralen Baustein der deutschen Sicherheitsstrategie dar. Der Fokus auf die NATO-Ostflanke zeigt, wie sehr sich die Bedrohungslage seit dem russischen Angriff auf die Ukraine verändert hat. Die Beschaffung in großer Stückzahl ermöglicht nicht nur eine schnelle Einsatzbereitschaft, sondern auch eine hohe Redundanz im Ernstfall. Zudem sorgt die Beteiligung von drei Unternehmen dafür, dass technologische Vielfalt entsteht, was die Resilienz gegen gegnerische Gegenmaßnahmen erhöht. Die Entscheidung für Start-ups wie Stark und Helsing zeigt zudem, wie innovationsgetrieben die moderne Rüstungsindustrie geworden ist. Gleichzeitig steigt der Druck auf Rheinmetall, mit der Raider schnell ein kampferprobtes System zu liefern. Die 25-Millionen-Vorlage bestimmt nun, wie schnell die Verträge tatsächlich unterschrieben werden können.
Die Virtus von Stark: eVTOL-Technik und panzerbrechende Munition
Die Virtus des Herstellers Stark bietet ein breites taktisches Einsatzspektrum. Sie verfügt über eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern und kann dank eVTOL-Fähigkeit nahezu überall starten und landen. Diese Flexibilität ist besonders wichtig an der NATO-Ostflanke, wo Infrastruktur im Ernstfall eingeschränkt sein könnte. Stark hat das System in der Ukraine erfolgreich getestet, wodurch wertvolle Daten für Weiterentwicklungen gewonnen wurden. Die Integration des panzerbrechenden TDW-Gefechtskopfes erweitert das Einsatzspektrum deutlich. Damit kann die Virtus nicht nur Aufklärung leisten, sondern auch gepanzerte Ziele bekämpfen. Die modulare Bauweise ermöglicht verschiedene Payload-Konfigurationen, was das System vielseitig einsetzbar macht. Die schnelle Einsatzbereitschaft unter zehn Minuten erhöht die Wahrscheinlichkeit, auf dynamische Bedrohungen schnell zu reagieren.
HX-2 von Helsing: KI, EW-Resistenz und Schwarmfähigkeit
Die HX-2 von Helsing gilt als besonders technologisch fortschrittlich. Sie erreicht rund 100 Kilometer Reichweite und ist wie die Virtus kampferprobt. Ihr größter Vorteil liegt jedoch in der integrierten künstlichen Intelligenz, die das System auch unter starkem Einfluss elektronischer Kriegsführung funktionsfähig hält. Dadurch kann die Drohne selbst ohne GNSS- oder Datenverbindung Ziele identifizieren. Das macht sie zu einem wichtigen Werkzeug in modernen, stark gestörten Gefechtsfeldern. Die Softwareplattform Altra ermöglicht zudem die Koordination mehrerer Drohnen im Schwarm. Ein einzelner Bediener kann dadurch viele Fluggeräte gleichzeitig steuern, was die Wirkung vervielfacht. Die Massenproduzierbarkeit der HX-2 erlaubt eine schnelle Skalierung, wenn die Bedrohungslage weiter zunimmt. Der Fokus auf KI hebt Helsing deutlich von traditionellen Rüstungsunternehmen ab.
FV-014 Raider von Rheinmetall: Der neue Kamikaze-Waffenträger
Rheinmetalls FV-014 Raider ist der jüngste und bisher am wenigsten öffentlich bekannte Drohnentyp im Programm. Enthüllt wurde sie auf der DSEI 2025 in London. Die Raider bringt 14 Kilogramm auf die Waage und erreicht eine Flugzeit von etwa 60 Minuten. Auch sie soll eine Reichweite von rund 100 Kilometern besitzen. Besonders hervorzuheben ist der fünf Kilogramm schwere Gefechtskopf, der bis zu 600 Millimeter Panzerung durchdringen kann. Damit positioniert sich die Raider klar als Kamikazedrohne mit hoher Durchschlagskraft. OSINT-Quellen ordnen sie als Antwort auf ähnliche Systeme ein, die bereits in der Ukraine eingesetzt werden. Rheinmetall betritt damit ein neues Segment, muss aber schnell Leistungsnachweise erbringen. Die Rolle als dritter Anbieter dient der Bundeswehr dazu, Wettbewerb und Innovation offen zu halten.
Warum drei Unternehmen? Wettbewerb, Innovation und Unabhängigkeit
Die Entscheidung, das Gesamtvolumen auf drei Hersteller zu verteilen, ist ein bewusstes sicherheitspolitisches Signal. Die Bundeswehr möchte keine Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten schaffen. Gleichzeitig entsteht ein Innovationsdruck auf alle beteiligten Unternehmen. Start-ups wie Stark und Helsing bringen moderne Software- und KI-Ansätze mit, während Rheinmetall über große Fertigungskapazitäten verfügt. Die Financial Times betont, dass dieser Ansatz die Leistungsvielfalt steigern soll. Zudem erhöht die Verteilung die Lieferwahrscheinlichkeit bei globalen Lieferkettenstörungen. Die kampferprobten Systeme der Start-ups bieten der Bundeswehr sofort einsatzfähige Optionen. Gleichzeitig erlaubt Rheinmetalls Einstieg eine langfristige Produktionssicherheit.
Politische Hürde: Die 25-Millionen-Vorlage steht noch aus
Bevor das Großprojekt starten kann, muss der Haushaltsausschuss noch die erforderliche 25-Millionen-Vorlage prüfen. Erst danach ist eine Vertragsunterzeichnung möglich. Die Zeit drängt jedoch, weil die Brigade Litauen dringend Drohnensysteme benötigt, um ihre Rolle an der NATO-Ostflanke wahrnehmen zu können. Eine schnelle Entscheidung gilt deshalb als wahrscheinlich. Die geopolitische Lage macht Verzögerungen riskant, weshalb der Beschaffungsprozess Priorität hat. Die Einbindung dreier Hersteller erleichtert zudem kurzfristige Lieferungen. Sollte die Vorlage genehmigt werden, könnte die Bundeswehr die ersten Systeme sehr zügig erhalten. Dadurch würde Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit modernisieren und stärken.
Fazit
Die geplante Beschaffung von 12.000 Drohnen markiert einen Wendepunkt für die Bundeswehr. Mit Stark, Helsing und Rheinmetall setzt Deutschland auf moderne, kampferprobte und innovationsstarke Systeme. Die unterschiedlichen technologischen Stärken der drei Hersteller schaffen ein breites Einsatzspektrum und erhöhen die Resilienz gegenüber neuen Bedrohungen. Sobald der Haushaltsausschuss die 25-Millionen-Vorlage freigibt, kann das Programm schnell starten. Für die NATO-Ostflanke wäre dies ein entscheidender Schritt.